Wednesday, February 16, 2011

Die Routine kehrt ein…

…und ich beginne langsam aber sicher mich in die Stadt zu verlieben. So klein aber so faszinierend! So klein und gleichzeitig so groß! Ich weiß, mit dieser Aussage löse ich bei vielen von euch diverse Gedanken aus…

Zurück zu Singapur und mir…
All meine Vorurteile, Ängste, Befürchtungen streife ich ab und lasse mich ein, lasse mich auf diese so interessante Stadt ein…und nicht nur, dass sie es zulässt, nein, sie lockt auch mit all ihren Reizen, sie gibt alles was sie hat. Ich kann es kaum fassen, welche Möglichkeiten einem hier geboten werden, welche Diversitäten hier herrschen. Man braucht sich nur auf eine Parkbank zu setzen und zu beobachten.

Vor unserm Umzug nach Singapur hatte ich so ein schräges Bild vor mir. Ich dachte Singapur sei eine saubere Stadt, eine Stadt in der alle Menschen egal welcher Nationalität gleich sind, gleich leben, gleich denken, sich gleich benehmen, sich ähnlich anziehen, eine Stadt in der man für alles und überall bestraft wird, eine Stadt in der das „aus der Reihe tanzen“ nicht toleriert wird, eine Stadt in der nur Erfolg und Geld eine Rolle spielen, eine Stadt, in der die Mächtigen über die Menschen bestimmen (vgl. 1984, Orwell). In so einer Stadt wollte ich nicht leben, hatte Angst davor.

Ja, es stimmt, ich bin ordentlich, strukturiert, ehrlich, sozial und gerechtigkeitsliebend. Ich stehe auf, wenn sich ein älterer Mensch hinsetzen möchte; ich dränge mich nicht vor, wenn ich in der Schlange stehe; ich gehe nicht über ein Stück Wiese, wenn es verboten ist; ich hebe verlorenes Geld auf und bringe es zum Fundbüro; gebe einer Bettlerin einen Euro; bin höfflich und nett (meistens). Alles Attribute, die eine Singapurin/ein Singapurer haben sollte. Aber die Sache ist die, dass ich all diese Dinge mache, weil ich es so möchte, weil es meine Moral von mir verlangt, weil das mein Lebensstil ist. Wenn ich wollte, könnte ich auch anders…

Hier aber, so dachte ich, halten sich alle an die Vorschriften und nichts als an die Vorschriften. Ich dachte, hier bedient sich keiner des eigenen Verstandes. Alles Marionetten… Fragt mich nicht woher ich diese Ansichten hatte. Vielleicht habe ich Orwells Roman zu sehr auf Singapur umgemünzt?!

Jetzt kommt das große aber…ABER ich täuschte mich! Grins! Smiley! Gefällt mir! Gleich am zweiten Tag meiner Ankunft habe ich einen Kaugummi am Boden erblickt (der erste Aha-Effekt). Dann, am selben Tag, habe ich einen Chinesen bei Rot über die Straße gehen sehen (zweiter Aha-Effekt). Was glaubt ihr, wie groß meine Freude war, als ich einen Jugendlichen mit Dreadlocks sah? Oder ein Mädchen mit Tatoos? Auch Zigarettenstummel habe ich schon gesichtet… D. h. mein Bild von Singapur als eine Stadt „in der Sauberkeit, Erfolgsstreben und Obrigkeitsgehörigkeit quasi mit der Muttermilch eingesogen werden“ (Hauser/Härig 2010:48), war schlichtweg übertrieben. Es gibt sie, die Diversität, und seitdem ich DAS erkannt habe, bin ich in der Lage mich auf Singapur einzulassen und die Zeit hier wirklich zu genießen.

Was ich sonst so entdeckt und gesehen habe, schreibe ich ein andermal. Arnold, wenn er dazu kommt, schreibt euch dann mal über unseren Alltag...(oder ich, wenn er es nicht schafft :-)).

Macht es gut und bis bald!

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