Im Gegensatz zum
ersten Jahr in Singapur, wo wir den Jahrestag regelrecht zelebriert haben,
verstrich der zweite eher unspektakulär – mit nahender Grippe.
Die Woche wurde
mit Rückenschmerzen eingeleitet, nachdem wir am Sonntag entlang von Keppel Bay
spaziert sind und ein paar Geocaches gehoben haben. Mittagessen mit
schweißgetränkten Klamotten im klimatisierten Foodcourt und die Heimfahrt in
der Kühlschrank-MRT hinterließen entsprechende Spuren. Ich hab mich erkältet.
Die zurückgekehrten Urlauber aus Europa mit ihren laufenden Nasen und
Hustenanfällen im Büro waren meiner Gesundheit scheinbar auch nicht gerade
zuträglich. Mittwochnachmittag,
nach der Videokonferenz mit Graz musste ich mich dann der steigenden
Körpertemperatur geschlagen geben – 38,8° Fieber – ab ins Bett!
Die letzten paar
Tage habe ich mich dementsprechend vom Bett zur Couch und wieder ins Bett
geschleppt. Zu allem Überdruss mussten wir den geplanten Ausflug nach Batam zum
Mountainbiken gemeinsam mit den LÖWIS auch noch absagen. Gesundheit geht eben
vor.
Zumindest haben
wir jetzt ein Visum für Evelin bis zum 15.4. – ein Wochenend-Ausflug wird sich
schon mal ausgehen.
Aber trotzdem,
das zweite Jahr ist vorbei. Vor zwei Jahren haben wir uns auf ein Abenteuer
eingelassen, das nun eigentlich schon vorbei sein sollte. Noch ist es nicht
ganz so weit. Nicht ganz. Etwas mehr als drei Monate haben wir noch um Singapur
und Südostasien zu genießen. Und natürlich dann noch weitere sechs Wochen im Rahmen
unserer Zugreise zurück nach Graz. Irgendwie ist das jetzt doch viel zu schnell
gegangen. Immerhin wollen wir noch so viel sehen, es kommen noch so viele
Besucher in den nächsten Wochen und dann muss noch so viel organisiert werden.
Pfff, ob sich das alles ausgeht?
Ihr wisst ja
ohnehin, was im letzten Jahr so passiert ist – vermutlich genauso gut wie wir
selbst. Immerhin schau ich selber unsere Blogeinträge an, wenn ich eine
Gedächtnisstütze brauche. Evelin hat das schon super gemacht, oder?
Neil Humphreys
hat ein Buch über Singapur geschrieben, nachdem er von 2006 bis 2011 in
Australien gelebt hat und wieder nach Singapur zurückgekehrt ist. Return to a
Sexy Island. In den 10 Jahren vor 2006 war Singapur eine Großstadt mit sehr
Asiatischen Werten. Geld, Status, Macht. Alles andere ist nicht so
entscheidend. Aber die Regierung in Singapur hat erkannt, dass jene
hochqualifizierten Menschen, die Singapur als ihre Einwohner sehen will mehr
wollen als nur gutes Geld zu verdienen. Es muss das Leben auch Spaß machen. Und
hier hat Singapur mittlerweile sehr viel zu bieten. So viel, dass wir selbst
als Bewohner dieser kleinen, aber ständig wachsenden Insel, nicht nach kommen
alles zu bewundern und zu bestaunen. So gesehen ist es schon toll, dass noch
viele Besucher kommen, mit denen auch wir wieder andere Teile dieser Stadt
erkunden und entdecken dürfen.
Natürlich freuen
wir uns schon auf die Rückkehr nach Österreich, auf die Suche einer Wohnung,
aufs Einrichten, auf die Freunde daheim und die ganze Familie. Aber! Ich hab
jetzt schon Angst davor, dass ich dann in Österreich bin und bei jedem
denkbaren Anlass einen Vergleich mit Singapur ziehe.
- wie schön unsere Wohnung hier war
- wie toll doch der Swimmingpool war (den wir ohnehin nur in den ersten 3 Monaten wirklich genutzt haben)
- wie effizient die öffentlichen Einrichtungen und Ämter arbeiten
- wie diszipliniert sich die Menschen anstellen
- wie bequem und pünktlich der öffentliche Verkehr war
- wie angenehm es war zu jeder Zeit, an jedem Tag im Supermarkt seine Einkäufe erledigen zu können
- wie coole, innovative und geniale Lokale es gegeben hat
- wie mühelos der Weg in die Arbeit mit dem Shuttlebus war
- wie schön es war um 17:30 jeden Tag daheim zu sein
- wie gut und günstig die Asiatische Küche in den Foodcourts war
- wie nahe man es zu den wundervollen Stränden Malaysiens, Thailands und der Philippinen hatte
…
Und ich werde
vermutlich über kurz oder lang den meisten von euch ziemlich auf den Zeiger
gehen damit. Warum sind wir dann nicht dort geblieben, werdet ihr euch fragen!
Weil man sich tendenziell nur an die positiven Seiten erinnert – und das ist
auch besser so, denke ich.
Trotzdem,
vermutlich wird unser Leben nie wieder so gemütlich sein wie in Singapur! Ich
sage hier bewusst „gemütlich“. Das heißt nicht, dass es nie wieder so schön
sein wird wie hier. Es ist nicht alles super und schon gar nicht perfekt:
- unsere Wohnung ist ständig verstaubt vom Dreck in der Luft und laut vom Lärm der Busse
- wir haben keine Thermen mit tollen Saunalandschaften in die man sich am Wochenende schnell mal schmeißen kann
- man ist in Singapur nur eine Nummer – Ohne Steuernummer existiert man nicht und kann keine Vertäge abschließen
- ohne Regeln gäbe es nur Chaos – wo ist der gesunde Hausverstand?
- zur Stoßzeit sind alle Busse überfüllt, die MRT ist vollgepackt und für ein Taxi hängt man bis zu einer Stunde in der Warteschleife
- die Shoppingcenter und Supermärkte sind voller Menschen. Für jede Kleinigkeit stellt man sich 10-15min an der Kassa an
- das Personal in der Gastronomie ist nicht ausgebildet und das Service ist teilweise nicht existent
- der Shuttlebus für Kindergartenkinder hat auch entsprechend winzige Sitze und Abstände. Meine Ohren habe ich zwischen den Knien und der Kopf berührt den Himmel – obwohl ich ihn geneigt halte
- auch am Freitag muss bis 17:00 gearbeitet werden – Gleitzeit? Was ist das?
- jene Restaurants, wo es gutes Service und schönes Ambiente gibt verlangen Phantasiepreise für ihre Gerichte
- für jeden Ausflug muss man rechtzeitig einen Flug buchen oder zumindest die Grenze nach Malaysien überqueren um dem Großstadttrubel zu entfliehen
Aber all das sind
die Erlebnisse und Erinnerungen, die man tendenziell vergisst. Und das ist gut
so.
Es ist schön in
Singapur.