Friday, April 12, 2013

Countdown: 18 Tage


Also, wo sind wir stehen geblieben? Ach ja, bei unserem Urlaub in Singapur. Oder wie es hier heißt Staycation. Wir haben es genossen und Singapur wiedermal von einer ganz anderen Seite gesehen. Unglaublich, wie vielfältig so ein kleiner Stadtstaat sein kann… (Ich weiß, ich weiß, hab das schon sehr oft gesagt.) Mir kommt vor – uns das wurde auch von Kollegen bestätigt, dass wir Singapur besser kennen als die Singapurer selbst. Ich war zumindest auf jeder einzelnen U-Bahn Station in Singapur (vier Linien, 102 Haltestellen). Vom Busfahren reden wir hier gar nicht...


(Eine ergänzende, kurze Geschichte dazu: Als ich meinen KollegInnen erzählt hab, dass Arnold und ich zum zweiten Mal auf Pualu Ubin waren und ihnen vorgeschwärmt habe, wie schön die Insel ist, wurde ich nur wie ein Alien angeschaut. Einige von ihnen waren gar nie dort. Meine Chefin, die sehr weltoffen ist und selbst viel macht – auch in Singapur, hat sich offenkundig fremdgeschämt. Und, hat gleich für das kommende Wochenende einen Betriebsausflug nach Pulau Ubin organisieren wollen. Leider, leider waren alle verhindert. Inklusive mir (Eltern!). Der Betriebsausflug fand nie statt… Im vorbei gehen, hab ich eine Kollegin zur anderen sagen hören: Was sollen wir denn bitteschön auf Pulau Ubin tun? Dort kann man ja nur Radfahren. So viel dazu…)


Von der Vielfältigkeit des Inselstaates konnten wir uns aber auch bei unserer allerletzten L.Ö.W.I.S-Veranstaltung überzeugen. Leider ohne Jenny und Patrick. Laufen im McRitchie Reservoir Park, wie „früher“, kam nicht wirklich in Frage. Viel zu heiß, dachten wir. Dafür haben wir uns für einen gemütlichen Spaziergang entlang der ehemaligen Zugstrecke von Singapur nach Malaysia entscheiden (die Gleise wurden größtenteils entfernt). Die gesamte Strecke sind wir jedoch nicht gegangen, immerhin beträgt diese ca. 30 km. Unser Ausflug wurde mit einem leckeren Frühstück in der Tiong Bahru Bakery eingeleitet, mit frischem Gebäck, leckeren Sandwiches und gutem Kaffee – ach, wie ich diese Tageszeit liebe. Als wir das Lokal verlassen haben, war es bereits 11 Uhr. Hm. Die Mittagssonne stand bereits sehr hoch… Zu Fuß – wie denn sonst? – machten wir uns auf den Weg zur Tanjong Pagar Station, dem Einstiegspunkt des Green Corridors. Entlang entdeckten wir ungewohnt niedrige und unbewohnte HDB-Wohnblöcke, die etwas Mystisches ausstrahlten. Wir mutmaßen, dass an genau dieser Stelle in einigen Jahren etwas Großes entstehen wird. Es wäre doch eine Schade so viel Platz ungenützt zu lassen (Achtung: Zynismus-Alarm). Immerhin geht es um eine Top-Lage. Nahe zum Geschäftsviertel, leichte Anhöhe, Blick bis zum Meer, trotzdem ruhig. Mit einem Condominium kann man hier m²-Preise von gut 10-15,000€ erzielen. 


 Tiong Bahru Bakery







 Ehemalige Zugstrecke, ohne Gleise

Langsamen Schrittes arbeiteten wir uns Richtung Buona Vista Station vor. Die Mittagssonne stand nun noch höher, die Faktor 80 Sonnencreme ist bereits vollständig verdampft und die nackten Schultern zeigen erste rötliche Verfärbungen. Die Wasservorräte neigten sich auch schon dem Ende zu. Es half alles nichts. So mussten wir kurz den Green Corridor verlassen und Wasser kaufen gehen. 



 Erfrischt ging die Reise weiter und kurz vor Buona Vista, unserem erklärten Ziel, machten wir einen Abstecher in das Wohngebiet Wessex. Wessex Estate ist ein absolut unübliches Wohngebiet für Singapur. Viele kennen es auch gar nicht. Fast keine Autos, viel Grünflächen um die Wohnbauten herum, etwas verfallen, trotzdem charmant. Jedes Gebäude trägt einen eigenen Namen, wie z. B. Hyderabad (ist aber auch der einzige Name, den ich mir gemerkt habe :-)). Uralte, hohe, mit Schaukeln geschmückte Bäume säumen die Straßen und laden wirklich zum Verweilen ein. Also, hätt ich früher davon gewusst…(wären wir trotzdem nicht dorthin gezogen, weil weit und breit keine Öffis in Sicht sind). Ein Augenzeuge, sprich unser Freund und Nachbar Ernest, der bereits vor 30 Jahren in Singapur war, erzählte uns, dass diese Gegend von und für Militärbedienstete aus England  errichtet wurde (in den 50ern). Heute bietet sie Wohnraum für all jene, die gerne zurückgezogen, weit von dem Großstadtrummel, leben und arbeiten wollen. Einige Kunstateliers haben wir nämlich auch gesichtet. Und damit die Bewohner dieser bezaubernden Ruheoase nicht immer wohin fahren müssen um Essen zu fassen, ist das Wessex auch mit zwei legendären Einkehrmöglichkeiten ausgestattet. Zum einen ist es das al(l)tbekannte Lokal namens „Colebar“, das eine durchaus beachtliche Geschichte auf dem Buckel hat. 1953 diente es als Kantine für die englische Besatzung  und zählt heute zu einem der ältesten und noch gut besuchten Restaurants der Stadt. Die Menükarte ist recht umfassend, von Western Food bis lokale Küche findet man alles. Aber ganz ehrlich? Wegen dem Essen geht man dort nicht hin. Vielmehr wegen der Atmosphäre, die dieser Ort ausstrahlt. Und das, meinen Lieben, ist oft auch was wert  - vor allem einen Besuch. Beim zweiten Lokal handelt es sich um ein relativ feines Restaurant. Dreimal dürft ihr raten aus welchem Land die Köstlichkeiten kommen! Richtig. Es handelt sich um einen Italiener, das Pietrasanta. Nach diesem kurzen Abstecher, der im Endeffekt zu einem langen wurde, kehrten wir ins Star Vista (offenes Shoppingzentrum a lá Murpark) ein…und was im Star Vista passiert ist, bleibt im Star Vista. ;-). Übrigens: Von vier Geocaches, die am Weg liegen, haben wir genau keinen gefunden. In Worten: null, zero, narda, nijet. Einer davon wurde in der Zwischenzeit jedoch nachgeholt.


 Wessex Estate











Ein weiterer Punkt, der noch auf meiner To Do-Liste stand, war der schon längst überfällige Besuch der Gardens By The Bay. Die, die uns hier besucht haben, wissen wovon ich spreche. Es ist dieser futuristisch errichteter Garten, den man vom MBS (Marina Bay Sands) Gebäude sehen kann. Es wurde im Juni 2012 eröffnet. Ja, wir haben uns Zeit gelassen. Und wir hätten uns ruhig noch länger Zeit lassen können. Nicht falsch verstehen, die Gärten sind schon sehenswert. Auch ich hab einige Fotos geschossen, aber auf die Gärten trifft die Aussage „außen hui, innen pfui“ gut zu. Ja, vielleicht ist es etwas überzogen, aber ich finde – ist aber wirklich nur meine subjektive Meinung – dass die Gärten viel versprechen, aber wenig halten. Die Architektur ist nicht zu kritisieren. Wer auch immer diese Gärten geplant hat. Nicht schlecht. Auch die zwei imposanten Dome, die im mitten des Geländes Blicke auf sich ziehen. Ich kann auch nicht wirklich mit Worten beschreiben, warum mir die ganze Anlage nicht zusagt. Aber so ist es nun mal. Und auch als ich mit Tomislava die Dome besucht habe, den Cloudy Forrest mit Nadelbäumen und den Flower Dome mit Blumen aus der ganzen Welt, Kakteen, über 100 Jahre alten Olivenbäumen, war ich enttäuscht. Natürlich, es ist schon beeindruckend, wenn man bedenkt, dass sie es geschafft haben, 100  Jahre alte Olivenbäume aufzustellen und die Klimakriterien zu schaffen, die Olivenbäume eben benötigen. Nur, ist das notwendig? Ich kam mir aber neben all diesen Pflanzen und Bäumen vor als wäre ich in einem Zoo für Pflanzen und Bäume. Und das finde/fand ich irgendwie befremdend. Vielleicht lag es aber auch nur an der Tagesverfassung? Wir Ang Mo’s müssen in die verschiedenen Länder und Kontinente reisen um die lokale Flora und Fauna zu bestaunen. Singapur holt einfach alles auf die Insel. Wie die Gardens by the Bay, so ganz Singapur – eine riesen Glaskuppel, ein künstlich angelegter Lebensraum. Und wenn ihr jetzt sagt, naja, wenigstens fliegen sie nicht so oft und belasten somit die Umwelt nicht, täuscht ihr euch. Denn, die lieben Singapurer fliegen sehr viel und oft. Vor allem zum Einkaufen, insbesondere nach Thailand und Hong Kong. (Zusatzinfo: Am Changi Airport werden Flugzeuge von über 100 Fluglinien abgefertigt, 6100 Flüge wöchentlich, verbinden Singapur mit 220 Städten in 60 Ländern weltweit! Lasst euch diese Zahlen mal auf der Zunge zergehen...unglaublich, nicht wahr?)


 Diese Fichte hat den "Umzug" leider nicht überlebt! :-(


 Im Cloudy Forrest




Im Flower Dome


 Affenbrotbäume




Natürlich haben wir noch versucht, einige Caches einzucachen. Teils erfolgreich, teils erfolgslos. Und so wie ich Arnold beim Cachen begleite, begleitet er mich beim „Lokal und/oder Bar-Hopping“ (die Fotos dazu gibt es im Facebook, für die es interessiert). Die, die gerne ausgehen und gerne Geld für gutes Essen und guten Kaffee ausgeben, verstehen wahrscheinlich meine Zuneigung zum Lokal- und/oder Bar-Hopping. Und so ein Bar-Hopping macht in so einer Stadt wie Singapur noch mehr Spaß. Für jeden Geschmack, für jede Tagesverfassung ist was dabei. Will man gerade nur entspannen (mit einem Buch), einen guten Kaffee trinken, gutes, lokales Essen genießen, etwas Individualität in der Atmosphäre spüren, geht man in die Gegend von Outram Park und Tiong Bahru. Will man gesehen werden und posh sein, vergnügt man sich im Central Business District, in der Orchard Road oder gar auf dem Dempsey Hill. Will man abfeiern, sich betrinken, einen drauf machen ist man gut in der Clark Quay Gegend aufgehoben. Will man eine leichte Brise spüren, reserviert man am besten am Robertson Quay. Will man günstig essen, geht man einfach in ein Food Court. Da gibt es natürlich auch Unterschiede und Kategorien. Bessere, schlechtere, lokale, internationale – mittlerweile haben wir auch einen Stand mit Schnitzel und Pommes entdeckt… 


Bin der Meinung, dass ich echt schon viel auswärts gegessen habe, aber ich entdecke immer noch Lokale, die neu sind und/oder von mir/uns unentdeckt blieben. Bei der Auswahl und dem Kommen und Gehen der Lokale kann man aber gar nicht immer am Laufenden sein. Drum lass ich es jetzt auch…in 18 Tagen sind wir ohnehin dahin. 


Ja, und da wären wir wieder beim Thema. Abschied. Wieder. 


Es gab ein Abschiedsessen mit meinen Kolleginnen und Garry, dem Hahn in Korb :-). In unserer Wohnung. Falls ihr euch noch erinnern könnt, dieses nach Hause Einladen ist nicht so verbreitet, aber meine Kolleginnen haben die Einladung ohne Zögern angenommen (wahrscheinlich von Neugierde getrieben). Es gab ein kleines Buffet mit Salat, Lasagne, Lángos, Würstel und Bratkartoffel, Schoko-Kuchen und Nusspotitze von der Mama. Den Wein haben zum Großteil Arnold und ich ausgetrunken… ;-) (den Schnaps auch). Nach dem Essen wurde das Geschenk ausgepackt (auch wenn man laut den asiatischen "Benimm-Regeln" das Geschenk erst später auspackt). Und da haben sie mich wirklich überrascht. Hätt damit nie und nimmer gerechnet; vor allem weil ich es mal echt nur nebenbei erwähnt habe. Neugierig? Ich bekam einen Reiskocher geschenkt! Einen sehr guten sogar. Mit dem kann ich sogar meine geliebten Dumplings (Dim Sum) und meinen geliebten steamed cake machen. Freut euch auf die Kostproben. ;-) Leider verabschiedeten sie sich bald danach. Ist so. Sie trinken nix, daher bleiben sie auch nicht – meine Theorie. ;-) Wir haben es versucht…am Ende waren wir betrunken! :-)





Es stehen noch ein paar Abschiedsessen vor uns, auf die wir uns freuen. Wir haben uns bewusst für einzelne Treffen entschieden, um uns von den lieben Menschen hier in Ruhe verabschieden zu können. 


So, so viel von mir! Bis bald…


Arnold kommt auf zum Wort:

In der Zwischenzeit wurde der 2. Streckenabschnitt des Green Corridior (ehemalige Eisenbahnstrecke nach Malaysien) von der Bukit Timah Station bis Buona Vista auch erfolgreich absolviert. Mit Ernest und Blanka. Das Wetter hat es diesmal besser mit uns gemeint. Es war zwar teilweise gatschig – was in dreckigen Schuhen und, in Blanka‘s Fall sogar mit bespritztem Rücken, resultiert hat. Ach ja, die Schuhe sollt ich auch putzen gehen…




Diesmal wurde zumindest einer der drei Caches gefunden. Ich glaub ja nicht dass es die anderen noch gibt, zumal ich nicht der einzige bin der eines Logs unfähig war. 


Abschließend konnten wir endlich eines der wunderschön, idyllischen Restaurants im Rochester Park aufsuchen. Wie oft haben wir schon vorgehabt, dorthin zu gehen? Unzählige Male. Hätt ma früher machen sollen. Ist echt genial. Aber vielleicht passt es ja kommendes Wochenende nochmal mit Jenny und Patrick. Vermutlich das letzte Mal. 


Was sonst? Ach ja: Siedeln. Preise eingeholt von 3 verschiedenen Siedlungsfirmen. Die einen schätzen 8m³, die anderen 20m³. Bist du deppert, die müssen aber ordentlich Verpackungsmaterial verwenden. Man bedenke, wir sind mit 1m³ ausgewandert. Und außer einer Kommode und drei Nachtkästchen haben wir keine Möbel gekauft. Ein paar Bilder, ein paar Bücher – ok, eine Menge Bücher, ein paar Klamotten und eine extrem geile Kaffeemaschine. Aber 20m³? Das ist ein halber Container! Bin gespannt. In einem halben Tag wollen sie fertig sein. Ja, wenn die mit fünf Leuten anmarschieren, wird das schon klappen. Wir beginnen am 30.4. und haben nicht allzu viel Flexibilität, da wir am selben Tag Abreisen. Naja, die Jungs haben genug Erfahrung und Evelin und ich haben auch nicht viel Länger als einen Tag gebraucht um zu packen. Die Arbeit lag im Sortieren, Entscheiden und Protokollieren. Steht uns noch bevor. 


Organisatorisch ist auch noch einiges zu tun:

Handyvertrag, Internet, Strom, Gas, Wasser, Steuer, Abmeldung beim Innenministerium, Bankgeschäfte,… muss alles noch erledigt werden. Checkliste vorhanden. Wird schon alles schief gehen.


Reisepässe sind grad bei der Russischen Botschaft für das letzte Visum. Weißrussland machen wir dann in Wien oder in Moskau. 


Sonst besteht unsere Lieblings-Freizeitbeschäftigung aus der detaillierten Planung unserer Zugreise. Eines steht schon fest – so viel Zeit haben wir nicht! Nur 37 Tage.

Countdown: 18 Tage, und die Uhr tickt…