Thursday, May 30, 2013

Vol. 2


(Info vorab: Wir sind gerade in Xi’an und haben weder Zugriff auf Facebook noch auf unsere Blogseite. Vici war so nett den Blogeintrag – ohne Fotos – online zu stellen).

Wieder sitzen wir im Zug. Diesmal von Kunming nach Chengdu. Mittlerweile die 3. Nacht in Folge unterwegs – aber dazu kommen wir noch später.

Da Nang wird uns als Miami Beach von Asien in Erinnerung bleiben. Endlos langer Sandstrand, von Palmen gesäumt und mit Menschen übersät. Die Zugfahrt dort hin und die Nacht im Schlafwagen waren unverhofft angenehm. Unser Abteil mit 4 Betten teilten wir mit 2 Vietnamesen, die kein Englisch sprachen – Zeichensprache geht immer, nicht wahr? Das Zugticket haben wir ja schon von meinem Kollegen bekommen. Ca. 40 Euro kostet die Strecke pro Person bis Da Nang und nochmal so viel weiter nach Hanoi. 

Frühstück gab es dann gleich im Zug – in Speisewagen, leider genau am anderen Ende des Zuges. D.h. wir durften mal durch 9 Waggons wandern, bis wir in der verrauchten Restaurant-Kabine angekommen waren. Dort gab es gleich mal ein paar Diskussionen und verwunderte Blicke, was den die zwei Weißen hier wollen und wo sie sich wohl hinsetzen werden? Dann traditionelle Phó Nudel Suppe mit Rindfleisch für Arnold und ein knuspriges Baguette für Evelin – samt Ca Phé Sú Da (vietnamesischer Kaffee mit Kondensmilch und Eis). 

Zuerst überlegten wir noch, den Aufenthalt zu maximieren und einen kurzen Trip nach Hoi An zu machen, aber nachdem wir ein paar Minuten über den traumhaften Sandstrand gewandert sind und ein Bierchen genossen hatten, stand die Entscheidung fest, den kommenden Tag zu relaxen und am Strand zu bleiben. Am Abend war dort richtig viel los. Als ob jeder nach der Arbeit noch zum Strand kommt um dort zu baden, zu spielen oder zu essen. Fast jeder kommt per Moped – DAS Transportmittel in Vietnam. Warum so viele Leute Socken mit FlipFlops tragen, eröffnete sich uns auch am nächsten Tag, als wir uns fast die Zecherln verbrannten während wir zum kühlenden Meer über den Strand hetzten. 

Leider ging es schon am frühen Nachmittag über eine malerische Zugstrecke weiter nach Hanoi. Wieder über Nacht, wieder im Schlafwagen, wieder mit Vietnamesen. Eine Gruppe Weiße Reisende gab es diesmal auch – einen Waggon weiter. Die machen eine Radreise in Vietnam. Ein Pärchen ist sogar ein ganzes Jahr in Asien unterwegs, dem Buddhismus auf der Spur. Man trifft viele interessante Leute auf einer Reise…

Für Hanoi war ein Ausflug an die Halong Bay mit Übernachtung auf einer „Dschunke“ geplant. Die Organisation klappt hervorragend. Jeder in Vietnam scheint mit irgendwas sein eigenes Geschäft zu haben. Jede noch so kleine Tätigkeit wird von jemandem gemacht, der damit sein Geld verdient. Ich würde sagen, es ist die pure Dienstleistungs-Gesellschaft. Extrem serviceorientiert. Extrem freundlich. Extrem schön. Ja, wir lieben Vietnam – wenn sich Hanoi auch nicht gleich von der besten Seite gezeigt hat, so haben die Regenfälle zum Richtigen Zeitpunkt aufgehört, so dass wir nach dem Besuch des Water Puppet Theater auch mehr oder weniger trocken zurück in unser wunderbares, kleines Hotel Hanoi City Palace zurückkehren konnten. 

Über die nächsten beiden Tage in Halong Bay lassen wir die Bilder sprechen, die wir - sobald wir in Moskau sind – online stellen werden. 

Wie ihr sehen werdet, ist es nicht einfach eine wunderschöne Bucht, nein – es ist eine ganze Insellandschaft mit 1969 zum Teil bizarren Inseln aus Kalkstein, von denen mehrere im Inneren eindrucksvolle Höhlen haben die über Millionen von Jahren entstanden sind. 

Am Schiff haben sich gleich eine Gruppe Singapurer zu uns gesellt, mit denen wir am Abend – was sonst – Karaoke gesungen haben. Ja, es war ein lustiger Abend. 

Zurück in Hanoi haben wir – diesmal bei Sonnenschein – noch eine Runde um den See gedreht und die Kathedrale bestaunt, bevor wir uns wieder zusammenpacken und zum Bahnhof aufmachen mussten – in strömendem Regen. Wieder eine Nacht im Zug, wieder mit Vietnamesen. Ab geht’s nach Sapa.

Um 5 Uhr in der Früh sind wir in Lao Cai und werden per Minibus auf ca. 1,600m Höhe gekarrt wo die H’mong, eine Vietnamesische Minderheitengruppe noch ganz traditionell lebt und auf malerischen Terrassen-Feldern Reis und Mais anbaut. Reis für die Menschen, Mais für die Tiere. Auch hier spielt sich das Leben auf den Straßen und Feldern ab. Eingekauft wird auf Märkten – alles von Fleisch und Gemüse bis Plastik-Geschirr und Kleidern sowie Seidenwürmer und Hundefleisch. Nachdem wir durch den lokalen Markt geschlendert sind, ging unsere Wanderung gemeinsam mit unserem Führer Eddie und zwei H’Mong Frauen los. Wir durften eintauchen in die Reis-Terrassen und zusehen wie die Reis-Pflänzchen händisch in den Gatsch gesteckt werden, wie die Felder mit Wasserbüffeln gepflügt und so die Erde aufgelockert wird, wie schon von klein auf mit der Arbeit am Feld begonnen wird. Trotz der harten Arbeit und der geringen Früchte die sie trägt, machen die Bewohner einen zufriedenen Eindruck. Man lebt hauptsächlich vom Tourismus. Die Landwirtschaft deckt den Eigenbedarf. Mit 3-4 Ernten pro Jahr die in Thailand oder auch in anderen Teilen von Vietnam möglich sind, kann man auf dieser Höhe nicht wirtschaftlich mithalten. Klar, dass wir mit unseren Einkäufen die lokale Wirtschaft ankurbeln. Die H’Mong Ladies freuen sich und Evelin auch ;-).

Nach einer kurzen Dusche im Hotel Casablanca :D, fahren wir zur chinesischen Grenze. Um 17:30 sind wir dort. Sollen wir noch Geld wechseln? 

Und genau hier sind wir an einer Stelle angelangt, über die wir jetzt durchaus lachen können. Bis zu dem Zeitpunkt hat ja, wie ihr wisst, alles super geklappt. Keine Fauxpas, keine Probleme, keine Sorgen…alles hat einwandfrei funktioniert. Es war nur eine Frage der Zeit bis uns ein kleiner Fehler unterläuft, ein Kleinigkeit, die wir bei unserer Planung nicht berücksichtigt haben und uns einige Schweißperlen und Adrenalinschübe beschert. Genau in dem Moment in dem wir über die chinesische Grenze gehen, wird es uns klar.

Folgendes ist geschehen:

Eddie, unser Guide, sagte uns, der Bus, der uns zur Grenze fahren sollte, wird um 16 Uhr da sein. 16.10, 16.20, 16.30 Uhr – kein Bus weit und breit. Eddie selbst wird nervös. 16.35 Uhr - der Bus ist da und voll. Wir quetschen uns in die hinterste Reihe und genießen die vietnamesische Popmusik auf höchster Lautstärke. Wir sind die letzten die aussteigen. Ganz gelassen und relaxt wird über die vietnamesische Grenze gegangen, wir machen Fotos. Es ist ja noch Zeit. Der Bus geht ja erst um 19.30 Uhr und der Busbahnhof ist „nur“ 500 Meter von der Grenze entfernt. „Arnold, bleib stehen“. Noch ein Foto. Und so schreiten wir gemächlich auf der Brücke (Autos haben einen anderen Übergang) auf die chinesische Grenze zu. Ich traue mich zu behaupten, dass wir wohl die einzigen Europäer waren, die diesen Grenzübergang überqueren, so wie sie uns alle anschauen. In meinen Händen trage ich unser Abendessen: Hendl-Sandwich und einen Apfel. Die erste Zollbeamte, die als erste aus dem Schock erwacht, macht sich mich darauf aufmerksam, dass ich den Apfel nicht nach China bringen kann und konfisziert ihn. Ich überreiche meinen Pass den anderen Zollbeamten, der es einfach nicht und nicht begreifen kann…Hrvatska? Croatia? Sind das zwei Länder? Meinen biometrischen Pass bzw. die erste Seite mit dem Bild wird gefühlte fünf Minuten angestarrt. Es kommt mir vor als würde er diese erste Seite hypnotisieren wollen, als würde er damit die Antworten auf all seine Fragen bekommen. Mit einem Ohr lausche ich der Unterhaltung zwischen Arnold und einem anderen Beamten und zapple ein wenig nervös vor mich hin, da sich hinter uns schon eine beachtlich lange Schlange gebildet hat. Verdammt doch noch einmal. Hau mir doch endlich einen Stempel rein. Ach ja, nur Arnolds Beamter kein ein wenig Englisch. Sehr nett, der Mann. Sehr interessiert. „Was?“, sagt er. Ihr wollt nach Kunming? Ja, wir wollen nach Kunming, mit dem Bus der nur 500 m von der Grenze entfernt ist. Der chinesische, englisch sprechende Beamte zieht ein Gesicht und schaut beklemmt auf die Uhr. Ähm, ihr wisst aber schon, dass es bereits fünft vor 19 Uhr ist, oder? Mein Beamter hat mir immer noch keinen Stempel gegeben. Arnold wird leicht rot und angespannt. Nein, das wissen wir nicht. Es ist doch erst fünf vor 18 Uhr. Ähm, nein. Und ja, der Schlafbus nach Kunming ist fünf Kilometer von hier entfernt. Der Stempelbeamte lässt sich – obwohl er von seinen Kollegen alles übersetzt bekam und sah, dass wir etwas nervös wurden – noch mehr Zeit. Auch Arnolds Pass wird von allen Seiten bestaunt. Haben wir schon erwähnt, dass wir noch kein chinesisches Geld haben?
 
19.20 Uhr. Wir sind am Busbahnhof. Arnold rennt wie von der Tarantel gestochen um den Bahnhof herum, um einen Bankomat zu finden. Vergeblich. Der Taxifahrer steckt sich den US$ 5,--Schein missbilligend ein (er weiß ‚noch‘ nicht, dass es dreimal so viel ist, wie am Taximeter steht), und fährt davon. Am Kartenschalter versteht man mich nicht. Sie nehmen keine Kreditkarten. Ich sehe uns schon in diesem Kaff nächtigen. Aber da…Halleluja…ein Engel, namens John (er lässt uns ihn so nennen) kommt auf uns zugelaufen und fragt, ob er behilflich sein kann. Auf Englisch. Oh ja, und wie du kannst. Ca. fünf Frauen in einer Laustärke von 80 dz reden auf uns ein. Wir können mitfahren. Wir können ihr, wer auch immer sie ist, Dollarnoten im Wert von 60 US$ als Pfand geben und wenn wir in Kunming sind, bekommen wir es zurück sofern wir ihr 150 Yen/Person geben. Himmel sei Dank. Wir sitzen verschnauft und verschwitzt im Schlafbus. Und warten was mit uns geschieht. Denn, Betten haben wir noch nicht zugewiesen bekommen. Oh, ihr wisst nicht was ein Schlafbus ist? Ich wusste es bis zu diesem Zeitpunkt auch nicht. Etwas voll Geniales. Wirklich. Auf drei Reihen uns zwei Stücken verteilte, gemütliche Betten. Fotos wird es dann im Nachhinein geben. Nach einer 30-minütigen Fahrt in angespannter Sitzhaltung bekommen wir zwei Betten im oberen Stock zugewiesen. Endlich. Wir hatten echt das Glück auf unserer Seite und für den Moment sind wir nur froh, dass wir es auf den Bus geschafft haben. Wie es in Kunming weitergehen soll, lassen wir Sorge für morgen sein.
 
Schlafen kann ich aber nicht. Nicht weil es nicht gemütlich wäre, nein. Es ist zu aufregend. In einem Bett zu liegen und in einem Bus zu fahren und dabei den Vollmond und Sterne zu sehen. Die Silhouette von den Bergen kann man erkennen. Magisch…
 
In Kunming angekommen, geht der Spaß von vorne los. Wir sind am Busbahnhof, um uns Menschen, die uns nicht verstehen. Links von uns gibt es eine U-Bahn, rechts von uns fahren Stadtbusse weg. Pläne, Schilder…alles auf Chinesisch. Aber wie kommen wir bloß zum Hauptbahnhof? Um 9.21 Uhr müssen wir dort sein, sonst fährt uns der Zug nach Chengdu, dem(ersten) eigentlichen Ziel in China, davon. Wir machen uns auf dem Weg zur U-Bahn. Irgendwie wird es doch möglich sein es alleine zum Hauptbahnhof zu schaffen. (Obwohl die Aussichten auf dieses Erfolgserlebnis eher schlecht stehen). Wie auch immer…wir marschieren und da kommt er auf uns zu. Unser Engel. Unser John. Zufall? Wohl nicht, findet ihr nicht? Er hat nichts zu tun, meint er. Er will uns zum Bahnhof begleiten und das tut er auch. Um 2 Yuan pro Person fahren wir zum Bahnhof, wo wir im taiwanesischen McDonalds-Verschnitt namens dico´s frühstücken. Versteht sich von selbst, dass wir unseren John einladen. Was anderes will er nicht annehmen (Arnold war ihm so dankbar, dass er sogar bereit gewesen wäre ihm 100 Yuan zu geben). Alles gut, Ende gut. Um 9.21 Uhr sitzen wir glücklich und zufrieden im Zug, der uns nach den Zügen in Vietnam wie erste Klasse vorkommt. Vorhänge, schöner Teppich, schöne WC´s, nette, bemühte Menschen um uns herum. Wir teilen unser 4-er Abteil mit einem Chinesen, der sich freut mit uns seine Englischkenntnisse aufzubessern. Sehr nett. Alle, auch die Zugbegleiter, Kellner und Köche, waren ihm dankbar, da er hin und wieder als Dolmetscher herangezogen wurde. Ja, sogar dann, als er im Tiefschlaf war, wurde er von einer Kellnerin aufgeweckt, damit sie uns unser gewünschtes Abendessen zubereiten konnten. Die Fahrt nach Chengdu dauerte lange, sehr lange. Aber wir gingen wieder unserer Lieblingsbeschäftigung nach: ins Narrenkastl schauen. Und die Bilder, die sich uns zeigten, waren atemberaubend. Blitzblauer Himmel, malerische Landschaften mit Bergen und Reisfeldern. Unzählige Tunnels und Brücken und gelegentlich entgegenkommende Züge mit 60 Waggons zum Transportieren von Kohle. Bis in die Nacht starrte zumindest einer von uns aus dem Fenster…
 
Auch wenn wir immer noch Vorurteile „ihnen“ gegenüber hatten, wurden sie spätestens in Chengdu revidiert. Unglaublich wie nett und hilfsbereit sie sind. Bewusst war uns das nicht und wir fragten uns, würden wird dasselbe für Touristen in Graz tun? Nach dieser Reise auf jeden Fall. Ich rede davon, wie der Taxifahrer, der uns zum Hotel bringen sollte, sein Auto geparkt hat (obwohl wir schon bezahlt haben) und mit uns das Hotel suchen gegangen ist. Mit Hilfe der Angestellten des nächstgelegenen Hotels haben wir es dann geschafft, den (einzigen?) Mitarbeiter des Apartment-Hotels wach zu klingeln und doch noch einzuchecken. Den Rest des Tages beschäftigten wir uns damit Geocaches zu suchen. Dabei stellten wir fest, dass Chengdu eine enorm wachsende Stadt ist, wo der wirtschaftliche Aufschwung an jeder Ecke zu spüren ist. Ja, es wird viel gebaut – trotzdem ist die Stadt organisiert und sauber. Es wird in jeder Straße gekehrt und der Dreck weggeräumt. Die Flüsse sind gesäumt von wunderbaren Promenaden und es entstehen ansprechende Restaurant- und Barareale.
 
Ja und dann gibt’s da noch die Giant Panda Breeding Station, Evelins Highlight auf der Reise, eine Forschungseinrichtung die sich dem Erhalt der ausstrebenden Riesen-Pandabären verschrieben hat und seit einigen Jahrzehnten erfolgreich knapp 100 Pandas gezüchtet hat. Derzeit leben 86 Pandas verschiedenen Alters in den großzügig angelegten Gehegen und genießen die professionelle Hege und Pflege der Experten. Hautnah kann man die entzückenden Tiere erleben und wir mussten mehr als nur ein paar dutzend Fotos machen. Fotos gibt’s – wie gesagt – in Moskau.
Für die Fahrt nach Xi’an müssen wir uns mit Tickets für die Hard Sleeper zufrieden geben. Das heißt nicht, dass die Betten nicht gepolstert sind, nein es ist nur die 2.Klasse im Liegewagen mit offenen Buchten zu je 6 Betten auf 2 x 3 Ebenen.
 
Warum nicht 1. Klasse? Uns geht das Geld aus, ihr Lieben… nein, es hat nur einen Waggon 1. Klasse gegeben und der war schon ausgebucht. 800km in 15h. Nicht sooo schnell. Aber morgen zischen wir dann in 10h die 1,500km von Xi’an nach Shanghai. Was so ein Ticket kostet? 338 Yuan, etwas über 40 Euro.
 
Morgen schauen wir uns Arnolds Highlight an: die Terracotta Army.
 
Den nächsten Bericht gibt es voraussichtlich aus Moskau…

Tuesday, May 21, 2013

Train trip from Thailand to Austria, Part I


Niemals habe ich so viel gedacht, niemals so richtig gelebt, nie bin ich so ich selbst gewesen wie auf Reisen. Wenn ich am gleichen Fleck bleibe, kann ich nicht denken. Es ist notwendig, dass mein Körper sich bewegt, um meinen Geist zu bewegen. Der Blick auf die Landschaft, der Reigen lieblicher Aussichten, die freie Luft, die Abschüttelung all dessen, was mich in Abhängigkeit hält, weitet meine Seele und macht mich kühn im Denken.
Jean Jacques Rousseau (1712 – 1778)
 
Und genau unter diesem Motto begannen Arnold und ich unsere Reise, von der wir schon so lange sprechen. Fährt und geht doch ein Stück mit uns mit…

Eine Woche ist um und Evelin und Arnold sitzen (erneut) im Bus Richtung Ho Chi Minh City (Zusatzinformation: Kambodscha hat derzeit  keine Eisenbahn.). Gestern war es der Bus Richtung Phnom Penh, ein Doppeldecker, der bis aufs Dach  voll war und das nicht nur mit Menschen. Unter ihnen wurden unter anderem auch Mopeds chauffiert. Weg gefahren sind sie kurz nach 8 Uhr, angekommen um ca. 15 Uhr. Sieben Stunden für 280 km. Immerhin noch besser als die sechs Stunden, die sie am Mittwoch für 190 km per Zug von Bangkok nach Poi Pet gebraucht haben. Ja, ihr Lieben, so ungefähr gestaltet sich der durchschnittliche Reisetag von Evelin und Arnold Lanz, den Entdeckern einer anderen Welt am selben Planeten. Was haben sie bisher erlebt?

Was wir bisher erlebt haben? Viel. So viel, dass es uns vorkommt als wären wir schon Wochen unterwegs und nicht nur acht Tage. Es fällt uns schwer die Schier an Eindrücken mit den zwei Kameras einzufangen, geschweige denn in Worte zu fassen. Kaum hab ich eine Schnecken-Straßenverkäuferin dazu gebracht stehen zu bleiben, damit ich sie fotografieren kann, fährt bei mir ein Baum transportierender Lastwagen vorbei. Gut, dass Arnold auch eine Kamera umhängen hat. Ich komme mir vor wie ein Jäger, der wachsam durch den Wald geht… Oder jemand der ständig vor der Glotze hängt und nicht ausschalten kann, weil die Sendung, die gerade läuft so interessant ist. 
 
Einen Baum-transportierender Lastwagen findet ihr nicht außergewöhnlich? Die rohe-Muscheln Straßenverkäuferin, die von den Einheimischen und ganz Mutigen verschlugen werden, auch nicht? Wie wär´s dann mit einem Geisterhäuschen? Und was glaubt ihr ist in den Plastikflaschen drinnen? Und habt ihr jemals ein Hängematten-Café gesehen?


 


Egal wo wir bisher waren, ob das nun  Bangkok, Ayutthaya, der Tigertempel, Angkor Wat oder Phnom Penh war, wir haben nicht nur die Sehenswürdigkeiten fotografiert. Wir versuch(t)en in der kurzen Zeit, in der wir uns am jeweiligen Ort befinden, zumindest einen Teil der oft sehr komplexen Kultur zu verstehen. Wir löcherten jeden mit Fragen, der sich von uns mit Fragen löchern ließ. 
 
Ich mit meinen Einleitungen. Bin wirklich eine typische Frau – ich brauche Ewigkeiten um auf den Punkt zu kommen. Aber das werdet ihr schon mitbekommen haben… 

Am Flughafen in Bangkok angekommen, ging es mal zum Zug Richtung Bangkok Stadt. Arnold hat gut gebucht, so konnten wir das Hotel bequem zu Fuß erreichen. Wobei, so bequem war es dann auch wieder nicht, den einen Kilometer mit 20kg Gepäck am Rücken und nach einem Nachtflug mit Emirates durch die pulsierenden Straßen von Bangkok zurück zu legen. Recht verschwitzt checkten wir im Hotel ein, nur um gleich wieder in das Nachtleben einzutauchen. Obwohl Montag ist, wimmeln die Straßen rings um Sukumvith, dem Geschäftsviertel von Bangkok. Wir wandern am Schäfer Büro in Bangkok vorbei zu einem Restaurant, in dem Arnold auch schon mal war. Am Rückweg zum Hotel passieren wir die kleine, aber in Bangkok durchaus bekannte Rotlicht Straße namens Soi Cowboy. Ich brauch euch gar nicht sagen, wie sehr ich mich fehl am Platz gefühlt habe.
 
Neuer Tag, neues Abenteuer. Nach einem erholsamen Schlaf ging es wieder zum Bahnhof um von dort in die ehemalige Hauptstadt des Königreichs Siam, Ayutthaya, aufzubrechen. Ein kleines Highlight auf unserer Liste, passend zum Arnolds Geburtstag. Der Tag war perfekt. Von der Zugfahrt bis zur Unterkunft. Die Inhaberin unserer schönen Unterkunft half uns mit unserem Tuk Tuk Fahrer einen guten Preis für die Stadtrundfahrt auszuverhandeln. (So nett und freundlich die Thais auch sind, sie versuchen dich, den blöden, "wohlhabenden" Touri, wo es nur geht übers Ohr zu hauen). Ausgerüstet mit Wasser und Kameras machten wir unseren ersten Jagdausflug. Es war heiß, sehr heiß. Die Ruinen von Palästen und Tempeln der ehemaligen Königsstadt sind an jeder Straßenecke der kleinen Stadt zu finden und erzählen mit jedem Schritt von glorreichen Zeiten des Königreiches Siam (Thailand und Kambodscha). Wie so oft in der Geschichte der Menschheit kam es zu Machkämpfen zwischen den zwei Ländern bzw. zwischen den Machthabern der Länder und nachdem sie alles zerstört haben, was zu zerstören war, seilen sich der thailändische König nach Bangkok und der kambodianische nach Siem Reap ab. An diesem Tag erlebte ich mein erstes Déjà vu. Auf einmal war ich in Italien, schwitzte aus allen Poren während ich durch die Ruinen von Pompei wanderte. 




Der darauffolgende Tag fing für uns sehr früh an: um 3.45 in den Morgenstunden. Wir haben uns einen Fahrer bestellt, der uns zum Tiger Tempel nahe Kanchanaburi bringen sollte. Wir sollten um 7.30 dort sein und angeblich brauchte man drei Stunden. Aber an dieser Stelle unterscheidet sich Thailand nicht so sehr von Europa. In der Früh ist auf den Straßen nix los und wir zischten mit bis zu 140km/h über die Landstraßen des bäuerlichen Landes. Als es dann nach knapp 1,5h Wartezeit endlich losging und wir das Essen fürs Frühstück der Mönche (und unser eigenes) an eben diese verteilt hatten und uns dabei respektvoll verneigten (wird auch wai genannt), konnten wir es kaum begreifen, dass wir plötzlich Tigerbaybies am Schoß hatten und sie mit Fläschchen fütterten. Sie wurden  von uns gestreichelt, gewaschen, mit Henderl gefüttert und letztendlich noch Gassi geführt. Als Belohnung dafür gab es Fotos en mass:  

 



Da wir nur One-Way mit unserem Fahrer von Ayatthuya gebucht hatten, kam das Glück zu Hilfe und schickte zwei nette Russen mit einem TukTuk, die uns zur Brücke am Kwai brachten. Ok, das Museum dort ist nicht gerade der Hammer, aber wir hatten ja auch einen Geocache zu heben um uns die Zeit zu vertreiben bis unser Zug – um 2h verspätet – endlich abfuhr. Die Zugfahrt war durchaus anstrengend. Holzbänke, kein Essen, kein Trinken (bis auf die Wasserflasche, die wir selbst mithatten), natürliche Klimaanlage (offene Fenster). Zurück in Bangkok mussten wir uns wieder mit den ausnehmenden Taxi- bzw. Tuk Tuk Fahrern herumschlagen, bevor wir für 150 Bath zum Hotel gebracht wurden. Um 22 Uhr mit einem Taxifahrer und drei Tuk Tuk Fahrer, die sich alle auf Thai abgesprochen haben, hatten wir wenig Verhandlungsspielraum und mussten uns wohl oder übel ausnehmen lassen (damit wir uns verstehen, es geht hier ums Prinzip!)  Nach einem kleinen Snack konnte noch schnell ein weiter Cache gehoben werden bevor wir erschöpft ins Bett fielen. Am nächsten Morgen brachen wir dann nämlich schon wieder um 5:50 Richtung Kambodscha auf…

 
Die Zugfahrt zur thailändischen Grenze ähnelte der von Kanchanaburi nach Bangkok…Holzbänke, natürliche Klimaanlage, vom Wind aufgewirbelte staubige Luft. Vom Bahnhof von Poi Pet ging es dann weiter per Tuk Tuk (das wir mit zwei deutschen Mädls teilten) zur Grenze. Ein kleines Abenteuer für sich, sag´s ich euch. Denn dann hieß es ßzu Fu in Thailand ausreisen, in Kambodscha das Visum kaufen, in Kambodscha zu Fuß einreisen, mit dem gratis Bus zum Busbahnhof fahren, warten bis sich genug Leute für einen kleinen Minibus fanden, weitere zweieinhalb Stunden nach Siem Reap fahren, um uns schließlich noch von einem Tuk Tuk Fahrer zu unserem Guesthouse bringen zu lassen. Dieser Tag wurde, wie ihr lest, ausschließlich zum Reisen verwendet. Langweilig war uns aber keine Sekunde, keines Wegs. Immerhin konnten wir "Fernseher schauen", ununterbrochen und uns über das Gesehene unterhalten. Unser armer Kellner, der gut Englisch sprach, musste beim Abendessen Rede und Antwort stehen. Denn ganz ehrlich, was wusste ich schon über Kambodscha? Ich wusste über die Schreckenstaten der Roten Khmer Bescheid und darüber, dass Angelina Jolie im Angkor Wat einen Teil des Tomb Raider gedreht und ein Kind, ich glaub den Medox, aus der Gegend adoptiert hat. Verschämt wenig, ich weiß. Aber gerade deshalb glaubte ich an einem Abend alles über Kambodscha erfahren zu müssen. Es wurde spät und irgendwann mussten wir ins Bett. Schließlich wollten wir den Sonnenaufgang über Angkor Wat sehen, d. h. aufstehen um 5 Uhr. 



Unser Fahrer hat uns versetzt – leider, doch das Guesthouse war ausgerüstet. Innerhalb von zehn Minuten hatten wir einen Neuen… (Ja, ja, abgesehen von den vielen Eindrücken, die wir so sammeln, sammeln und lernen wir auch gelassen zu sein/gelassen zu  bleiben).
 

Angkor Wat (Angkor = Stadt, Wat = Tempel) ist die größte bestehende Tempelanlage der Welt. Und sie ist in der Tat sehr groß. Wenn man viel Zeit hat, die wir nicht haben, kann man im ganzen Angkor Wat Park bestimmt auch Tage verbringen. Wir gaben uns mit einem Tagesticket zufrieden (ich wär gerne noch einen zweiten Tag gekommen) und gönnten uns dafür einen Guide, der uns durch den wichtigsten Tempel, den Angkor Wat führte. Ra, ein 33 jähriger, ehemaliger buddhistischer Mönch und Soldat (er musste während der Roten Khmer Regime als 15-jähriger kämpfen), erzählte uns in über zwei Stunden alles was er über den Tempel und die Angkor Thom (Thom = groß) weiß. Wir konnten gar nicht genug bekommen. Viele Puzzleteile fügten sich zusammen und endlich bekamen wir das Gefühl zumindest ein wenig im Bilde zu sein. 

 
Für die, die es interessiert einige Infos zum Tempel, können nun weiterlesen. Andere einfach zum nächsten Absatz gehen.

Wie bereits erwähnt, waren Thailand und Kambodscha einst ein Land, ein Königreich. Nach dem großen Krach Ende des 14. Jhdt. wählte der kambodianische König Siem Reap als seinen Sitz und ließ dort die große Stadt und den großen Tempel errichten, die weltweit unter  Angkor Thom und Angkor Wat bekannt sind. Laut Ra, unserem Führer, hatte die große Stadt zu Spitzenzeiten eine Million Einwohner. Mehr als London zu dieser Zeit! Der Tempel war zunächst den hinduistischen Gottheiten gewidmet, bis der König dessen Namen ich nicht mehr weiß, ihn in einen buddhistischen Tempel umfunktioniert hat, wobei vieles noch auf den Hinduistischen Glauben hinweist. (Der König praktizierte beide Religionen, als er aber sah, dass es in seinem Königreich aufgrund der zwei Religionen immer wieder zu Auseinandersetzungen kam, entschied er sich für den Buddhismus). So wurden die Eingänge zum Tempel der buddhistischen Doktrin zufolge nach Osten verlegt. Der Tempel hat fünf Eingänge: zwei für die unterste Klasse, der ebenerdig ist, zwei für die Aristrokaten und einen für die königliche Familie. Bevor man zum Eingang kommt, muss man jedoch eine sogenannte Himmelsbrücke passieren, die laut Ra Himmel und Erde verbindet. Die Eingangstore und die Mauern um den eigentlichen Tempel herum weisen natürlich viele, zum Teil gut erhaltene, Wandbilder auf, die man hierzulande Aspara bezeichnet. Im Innenhof der Anlage angelangt, eröffnet sich ein atemberaubender Anblick: der Angkor Wat in seiner vollen Pracht und Größe. Und alles hat eine Bedeutung: neuen Türme für neuen Planeten, drei Ebenen für drei Klassen (Hölle, Himmel, Erde – Bauer, Intellektueller, König), vier Becken für vier Elemente, sieben köpfige Schlange für die sieben Farben Buddhas, die ihn nach seiner Erleuchtung umfasst haben, usw.

Der Tempel hatte eine bewegte Geschichte. Abgesehen von seiner Funktion als Tempel wurde er vor allem während der unruhigen Zeiten auch als Festung „missbraucht“: die Franzosen, die Amerikaner, die Rote Khmer. Die Rote Khmer schreckte auch nicht davor zurück diese Heiligenstätte auch als Gefangenenlager zu verwenden. Der Öffentlichkeit zugänglich ist der Tempel seit 1999 und seit die Tempelanlage unter UNESCO Weltkulturschutzerbe steht, wechseln sich die Restaurierungsteams in vier Jahres Takt ab. Gerade jetzt ist ein deutsches Team am Werk… 



Unsere Köpfe rauchten. Und das schon am frühen Vormittag. Nachdem wir die Tour beendet haben, musste natürlich noch ein Cache gehoben werden. Unserem Tuk Tuk Fahrer erklärten wir nicht, wieso er jetzt plötzlich zu einem abgelegenen Tempel namens Tan Mei fahren muss. Er versuchte in seinem spärlichen Englisch zu erklären, dass es dort nichts zu sehen gibt und dass dort keiner ist… 
 
Der restliche Tag wurde mit Gnotzen und Spazieren in Siem Reap verbracht. Worauf man da alles stößt…



Next station, next stop auf unserer Route: Phnom Penh, die Hauptstadt Kambodschas. Phnom Penh habe ich und werde es auch in Zukunft immer mit den Gräueltaten der Roten Khmer und deren Denkmälern verbinden: das Genozid Museum Tuol Sleng und die Killing Fields. Die Stadt bietet einige Sehenswürdigkeiten, aber die Zeit, die wir dort vorgesehen hatten, haben wir wirklich ausschließlich dem Museum und dem Lager gewidmet.
 
Darüber zu schreiben macht mein Herz abermals klamm. Nachdem Pol Pot, der Führer der Roten Khmer 17. April 1975 in Phnom Penh mit seiner Armee aus Bauern und ungebildeter ländlicher Bevölkerung einmarschiert ist, hat er binnen 48h alle öffentlichen Ämter und Schulen geschlossen und die GESAMTE!!! städtische Bevölkerung in entfernt gelegene Dörfer ausgesiedelt. Es entstanden Geisterstädte, die zum Teil vernichtet wurden. Alles, was an die frühere, kapitalistische Regierung erinnerte wurde versucht auszulöschen. Obwohl Pol Pot selbst gebildet und Lehrer war, änderte sich alles nachdem er die Macht erlangte und seine Vorstellungen einer kommunistischen Gesellschaft, die er sich in Frankreich aufgebaut hatte, umsetzen konnte. Lehrer, Politiker, Intelektuelle, oder alle Menschen die so aussahen (z.B. eine Brille trugen oder weiche Hände hatten) wurden verfolgt, eingesperrt und ultimativ ermordet. Wer Unkraut jäten will, muss die Wurzeln ausreißen – mit solchen Slogans wurden auch Babies und Kinder kaltblütig ermordet. Die Killing Fields zeigen noch heute – über 30 Jahre später Knochenstücke, Kleiderfetzen und andere Relikte aus jener Zeit die andererseits gar nicht weit zurück liegt. Rund drei Mio. Menschen fielen dem radikalen kommunistischen Regime zum Opfer und wurden in ca. 300 Killing Fields in Massengräber geworfen.
 
Selbst nach der Niederlage der Roten Khmer durch die Truppen Vietnams, behielt Pol Pot die Herrschaft und wurde sogar von großen, internationalen Mächten wie den USA, Deutschland und Frankreich als legitimer Herrscher anerkannt. Er wurde 82 Jahre alt und konnte den Großteil seines Lebens im Kreise seiner Familie verbringen. Seine vier noch lebenden Schergen stehen noch immer vor Gericht. Urteile werden für 2014 erwartet. Jeder kann sich seine eigene Meinung zu diesem Thema bilden. Dieser kurze Absatz soll jedoch dazu anregen, sich selbst ein Bild zu machen und ein wenig über die Geschichte Südostasiens nachzudenken, von der wir in unserer Schulzeit so wenig gehört haben. 
 
Mit gedrückter Stimmung kehrten wir mit unserm Tuk Tuk in die Stadt zurück und machten zumindest alibimäßig ein, zwei Fotos vom Palast und dem Unabhängikeitsdenkmal. Am frühen Nachmittag hieß es für uns „Bitte einstiegen“ in den Bus nach Ho Chi Minh City. Acht Stunden Fahrt lagen vor uns, aber auch hier, hielten mich die vorbeiziehenden Bilder gefesselt. Die Straßen, das Leben der Kambodianer wie eine Fernsehersendung, mit dem Unterschied dass alles real war bzw. ist. 

 
In der zwölf Millionen Einwohner Stadt, mit acht Millionen gezählten Mopeds angekommen, buchten wir sofort eine Tour für das Mekong Delta am nächsten Tag. Der Mekong gehört zu den zehn längsten Flüssen der Welt (fließt durch China, Myanmar, Laos, Thiland, Kambodscha und Vietnam); es versteht sich von selbst, dass sich vieles am Fluss abspielt. Und genau an dem „Vielen“ waren wir interessiert. Uns war jedoch nicht bewusst, dass es von HCMC zwei Stunden Fahrt zum Delta waren. Als würden wir nicht genug in Bussen und  Zügen sitzen. Aber was tut man nicht alles, um einen kleinen (touristischen) Einblick in das Leben der einheimischen Bevölkerung werfen zu dürfen. In My Tho City stiegen wir mit zwölf weiteren Jägern in ein Bötchen und peilten die Unicorn Island, die sich im Delta befindet, an. Dort wurden wir von Einheimischen mit ihrer Bienenzucht vertraut gemacht. Natürlich durfte auf verkostet und – no na – gekauft werden. Dem folgte ein kleiner Bootausflug durch die engen Gassen des Deltas, wo uns ein kleiner Regenschauer erwischte – die Regenzeit hat begonnen. Es wurde uns gezeigt, wie man Kokosnüsse verarbeitet und was man aus ihnen machen kann – abgesehen von Kokosette, Milch und Saft: Kaubonbons, Whisky, Taschen, Besteck, usw. Die restliche Zeit unterhielten wir uns mit Hilde, einer Innsbruckerin, die in Hanoi ein freiwilliges Praktikum in der Schule absolviert hat und löcherten sie mit Fragen über Vietnam, die uns unser Führer nicht beantworten konnte, und erkundeten die Turtel Island, der zweiten von vier Inseln um My Thao, mit Fahrrädern. 



Auch wenn die Tour für meine Begriffe etwas zu verkaufsorientiert aufgezogen war, hat es mich gefreut zu erfahren, wovon und wie die Flussdelta-Bewohner leben. 
 
Zurück in der Stadt trafen wir uns mit Arnolds Arbeitskollegen, die uns in ein traditionelles Restaurant gebracht und in die traditionelle vietnamesische Küche eingeführt haben. Ich war ganz brav und aß alles was man mir vorsetzte. Einziges Kriterium: bitte keine Ratte, keine Maus, keine Würmer oder Schlangen. Ja, ich weiß. Grauslich! Tut mir leid, liebe Asiaten. Aber DAS geht gar nicht. Da verhungere ich lieber, bevor ich das Tier esse, das ich am meisten hasse (und das ist ein Wort, das ich normalerweise nicht so leicht in den Mund nehme) oder einfach grauslich finde – Ratten eben. 



Der Abend wurde mit einem ausgezeichneten vietnamesischen Kaffee beendet, bevor wir uns in unser gemütliches Zugabteil Richtung Da Nang zurückzogen.  

To be continued... 

Thursday, May 2, 2013

Zwischen zwei Stühlen


Den zweiten Tag in Österreich und schon vermissen wir Singapur. Oder eher das Wetter. Denn als wir heute im Restaurant Gloriette in Eisenstadt ein Gläschen Welschriesling um € 2.90 (inkl. Steuern!) getrunken und ein Mittagsmenü mit drei Gängen um sagenhafte € 7.90 (ebenso inkl. Steuern) gegessen haben, haben nur noch Sonnenschein und blauer Himmel gefehlt um den Tag perfekt zu machen.  :-)
 

Die Ereignisse der letzten Tage haben sich – wir ihr euch sicher vorstellen könnt – überschlagen. Arnolds Abschied in der Firma, mein Abschied im Kindergarten, Abschied von ganz engen Freunden, Anvertrauten, der Abschied von der Wohnung. Egal wie organisiert wir auch waren/sind, wurden wir zum Schluss nur noch von einer inneren Unruhe getrieben. Keine Zeit mehr zum Sonnen, keine Zeit zum (letzten) Cachen, keine Zeit  für die letzten Besorgungen, keine Zeit zum Nachdenken, zum Reflektieren und schon gar nicht zum Blog schreiben – obwohl wir uns bewusst Zeit für all diese Dinge nehmen wollten. Wirklich! Wir wollten auf jeden Fall einen gestressten, gehetzten Abgang aus Singapur verhindern. Leider ist der Plan, das Vorhaben nicht aufgegangen. Wir waren sogar am British Airways Schalter unter Strom, als die Dame uns erklären wollte, dass wir aufgrund einer Verspätung des BA-Fliegers denn Anschlussflug nach Wien verpassen und erst irgendwann am Nachmittag in Wien ankommen würden. Oder als sie uns sagte, dass wir nur zwei Gepäcksstücke einchecken können (nachdem sie uns die freudige Nachricht übermittelt hat, dass sie uns glücklicherweise auf den Lufthansa-Flug umbuchen konnte). Nur gut, dass Arnold die Zahlungsbestätigung für die zwei extra Gepäcksstücke mit hatte. Oder als mir der Grenzschutzbeamte mitteilte, dass mir die zweite Seite von der Abmeldung meiner Aufenthaltsberechtigung fehlen würde (die von Jeannie, der Personalleiterin von Schäfer, ausgedruckt wurde) und ich somit nicht ausreisen dürfte. Oder als wir in Frankfurt davon in Kenntnis gesetzt wurden, dass der Flieger überbucht sei. 





Wie dem auch sei. Wir sind angekommen. Oder etwa nicht?


Physisch ja, mental nein. Noch nicht ganz. Derzeit fühlt es sich nämlich so an, als würden wir zwischen zwei Stühlen sitzen bzw. in unserem Fall in zwei Welten leben. Wir hängen in der Luft, denn diesmal ist es kein Heimaturlaub. Aber auch keine Rückkehr. Noch nicht. Es ist etwas dazwischen. Wir mussten zwar Abschied von Singapur nehmen, aber noch nicht von Asien. Unserer Zugreise sehen wir mit großer Vorfreude entgegen. Ab heute bzw. ab nächster Woche haben wir dann auch alle Visa.  Das Transitvisum wurde heute in der Weißrussischen Botschaft in Wien beantragt. Mal sehen, ob wir die Pässe am 7.5. mit den Visa in den Händen halten werden.



Und nun – falls es euch interessiert, könnt ihr weiterlesen – fasse  ich die letzte Woche in Singapur kurz zusammen. Abschied nehmen tun wir schon eine Weile ;-), aber die letzte Woche war dann schon sehr intensiv. Der 30.4. kam immer näher und damit verbunden auch die letzten, unausweichlichen „Verpflichtungen“, die den Abschied im Normalfall noch schwerer machen, als er ohnehin schon war (ein, zwei Tränen sind schon geflossen).  Und gewisse Gefühlsregungen kann man schwer kontrollieren… 


In der letzten Woche wurde vor allem eines getan: gegessen. Und zwischendurch Fragen zur Zugreise und Fragen wie: wie hat es dir/euch in Singapur gefallen?, was hat dir am Besten gefallen? und welches Essen hat dir am besten geschmeckt? beantwortet. Zusätzlich habe ich in der letzten Woche meine Kinder geknutscht und geknuddelt was das Zeug hält. Manche waren nicht so begeistert, dafür konnten manche gar nicht genug bekommen. Mein Boxu wollt am letzten Tag gar nix mit mir zu tun haben… :-(





Fortgehen mit Tomislava

Aqid

Devesh

Blanka und ich im Mariott

Ernest und Arnold im Mariott

Am Wochenende haben wir begonnen gewisse Vorarbeiten für das Packen am Dienstag zu leisten. Wir haben den Abstellraum ausgemistet, DIE Kaffeemaschine geputzt, die Ansichtskarten, die am Tisch unter der Glasplatte gelegen sind, rausgeholt, Bilder abgestaubt, Gewand sortiert und in Stapel unterteilt (Stapel Container, Stapel Zugreise, Stapel Koffer), Kühlschrank-Innenleben ausgemustert und die noch „guten“ Sachen an Nachbarn und Freude verteilt, Restltorte gebacken. Und dann war er da, der Dienstag. Drei Möbelpacker von Santa Fe haben in fünf Stunden unsere Wohnung ausgeräumt und den Inhalt in 60 Schachteln verstaut (206 Bücher sind dabei). Arnold hat beaufsichtigt, ich bis 12 Uhr gearbeitet. Wir haben das Thailändische Neujahrsfest Songkran gefeiert, indem wir uns von Kopf bis Fuß mit Wasser angespritzt und somit alle Sünden abgewaschen haben. Von Sünden gesäubert, verabschiedete ich mich mit Tränen in den Augen von meinen Kolleginnen und den Kindern. Zu Hause angekommen, hab ich es sogar noch zum Pool geschafft. Um 16 Uhr war der ganze Spuck vorbei. Die Wohnung war, bis auf die bereits vorhandenen Möbel, leergeräumt. Die Wohnungsübergabe  war kurz und schmerzlos. Besser so. Da haben wir auch erfahren, dass die Wohnung bereits vermietet wurde und die neuen Mieter bereits heute in der Wohnung sind. So schnell geht das. 

 Mandeltorte mit Pfirsichen

 Songkran Festival

Das letzte Sonnen in Singapur



Auch die kommenden Tage werden schnell vergehen. Bitte seid uns nicht böse, wenn wir uns jetzt nicht bei allen melden. Wie gesagt, es ist ein Zwischenstopp. Wir hören und sehen uns Ende Juni; bei der richtigen Rückkehr!