Hallo geschätzte Leserinnen und
Leser!
Hab ich schon mal was über
Shanghai geschrieben? Ich denke schon. Aber nach dem mittlerweise dritten
Besuch kann sich ja die Meinung ändern.
Auf jeden Fall zieht es scheinbar
sehr viele Europäer, ganz besonders die Deutschen in die größte Stadt Asiens.
Die meisten Ausländer in Shanghai sind – lt. meinem Kollegen hier – Deutsche.
Kein Wunder also, dass es auch 3 Paulaner Brauhäuser gibt. Mit selbst gebrautem
Paulaner, wohlgemerkt!
Die Stadt selbst gefällt mir
immer besser. Schon die Fahrt vom Flughafen ins Zentrum mit dem Maglev-Train
bei bis zu 431km/h macht Spaß. Das U-Bahn Netz ist gut ausgebaut und sehr gut
gepflegt. Klar die Züge sind teilweise über 20 Jahre alt und etwas langsamer
als in Singapur, aber die Taktfrequenz ist mir 3-5min sehr gut. Auch die
Auslastung ist – für eine 20 Millionen Einwohner Stadt – akzeptabel. Bisher
musste ich mich nicht in den Waggon quetschen.
Das Klima ist ein weiterer
Pluspunkt. Ja klar, im Sommer ist es wirklich zum Verrecken heiß – schlimmer
als in Singapur, aber dafür gibt es auch die angenehme Übergangszeit im Herbst
und im Winter, wo man laue Abende im Biergarten genießen kann. Auch einen
Winter gibt es. Zumindest ist mir im Februar und März ziemlich die Nase
abgefroren. Gestern und heute jedoch waren zwei dieser sehr angenehmen Tage
hier. Es hat sogar die Sonne durch das sonst mit Smog durchzogene Himmelszelt
geschienen und die Stadt in ein herrliches Licht getaucht.
In der Nähe vom Peoples Square –
ich nehme mal an, das ist sowas wie der Hauptplatz – gibt es ein sogenanntes
französisches Viertel. Sehr gemütliche Restaurants, edle Bars und Cafés reihen
sich aneinander in alten, gut renovierten Backsteinhäusern. Wie in jeder Stadt
ist dieses Viertel und das dort gebotene sehr hochpreisig. Man zahlt eben das
Ambiente mit.
Zwei U-Bahn Stationen weiter
Richtung Osten gelangt man zum „Bund“ – gesprochen [band]. Auf einer Seite des
Flusses stehen Gebäude von europäischen und amerikanischen Architekten im Stil
verschiedener Epochen aus der Zeit der Kolonialzeit. Auf der anderen Seite
entstand in den letzten 15 Jahren ein Geschäftsviertel mit Hochhäusern und
glänzenden, glitzernden Glasfronten. Ein Kontrast der den Atem stocken lässt.
Wunderschön und erhaben.
Dort in der Nähe gibt es auch den
sogenannten Hochzeitsmarkt. In Shanghai herrscht ein weiblicher Überschuss. Die
Frauen sind gebildeter, ziehen in die Stadt, kommen mit hohen Ansprüchen, die
sie nicht nach unten anpassen wollen und bleiben oft allein. Männer finden auch
immer leichter im Landesinneren Jobs, gehen weniger häufig auf Universitäten
und bleiben daher eher in Zentralchina. Zudem wandern viele Unternehmen von der
Küste wieder ins Innenland um dort günstigere Arbeitskräfte zu finden und das
Wirtschaftswachstum in Schwung zu halten. Begehrte Objekte für die weibliche
Bevölkerung von Shanghai sind vor allem Ausländer – wir Expats eben! Warum?
Gutes Gehalt, schöne Wohnung, gute Bildung und gutes Benehmen! Ja, wir Europäer
sind halt schon eine gute Partie ;-).
Was passiert am Heiratsmarkt? Die
ELTERN! fertigen Anzeigen an mit den wichtigsten Hardfacts. z.B. Größe,
Bildung, Job, Gehalt, Mindestanforderungen des zukünftigen Partners in den
gleichen Kategorien. Jemand der nicht Shanghainese ist, will auf jeden Fall
einen Partner aus Shanghai, da sonst der Erwerb einer Wohnung nur sehr schwer
bis unmöglich ist. Wenn jemand selbst aus Shanghai ist, spielen andere
Kriterien eine wichtigere Rolle. So kann ein Mann der aus Shanghai kommt
leichter eine bessere Ausbildung der Partnerin fordern. Wenn sich dann die
Elternteile einig sind, dass der Partner passen könnte, wird ein „blind Date“
für die Beiden vereinbart und mit entsprechend Nachdruck das Schicksal in die
Hände der Kinder gelegt. Solange die Kinder noch unter 25 Jahre alt sind mischt
sich in der Regel noch niemand wirklich ein, aber wenn jemand bis dahin noch
keinen Partner gefunden hat, werden die Eltern nervös und es wird eben
nachgeholfen. Na bravo – das hätt ich noch gebraucht.
Wie auch immer, als Expat ist man
in Shanghai im Schnitt nach 3 Monaten nicht mehr Single. Gut dass ich schon
verheiratet bin.
Warum bin ich auf dieses Thema
gekommen? Ach ja! Der Sohn unseres Beraters hier in China (Deutscher) wird
jetzt nach Ende des Schuljahres auch nach Shanghai kommen. Internetrecherchen
haben ergeben, dass es sehr viele Singles in Shanghai gibt weil die
Anforderungen der Damen recht hoch sind. So trat er mit der Befürchtung an
seinen Vater heran, keine Freundin in Shanghai zu finden. Nun, als 15 jähriger
deutscher mit relativ wohlhabenden Eltern wird er wohl die Vorstellungen von
99% der Eltern erfüllen und sich vor Mädchen gar nicht zu retten wissen.
Zusammengefasst ist Shanghai – bis auf die
Luftqualität – eine sehr schöne, facettenreiche Stadt in der man vermutlich
auch recht gut leben kann. Ob das wirklich so ist, wir uns Julia in ein paar
Monaten aus eigener Erfahrung erzählen können. Sie siedelt Ende Juni von
Singapur nach Shanghai. Meinen Studienkollegen Martin konnte ich leider nicht
persönlich treffen, da er grad diese Woche nach Österreich geflogen ist. Aber
ich werde ja nicht das letzte Mal da sein und dann versuche ich rechtzeitig zu
buchen, so dass Evelin auch mitkommen kann. Es wird ihr bestimmt auch gut
gefallen.
Bis bald,
Arnold
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