Thursday, June 7, 2012

Shanghai

Hallo geschätzte Leserinnen und Leser!

Hab ich schon mal was über Shanghai geschrieben? Ich denke schon. Aber nach dem mittlerweise dritten Besuch kann sich ja die Meinung ändern.
Auf jeden Fall zieht es scheinbar sehr viele Europäer, ganz besonders die Deutschen in die größte Stadt Asiens. Die meisten Ausländer in Shanghai sind – lt. meinem Kollegen hier – Deutsche. Kein Wunder also, dass es auch 3 Paulaner Brauhäuser gibt. Mit selbst gebrautem Paulaner, wohlgemerkt!
Die Stadt selbst gefällt mir immer besser. Schon die Fahrt vom Flughafen ins Zentrum mit dem Maglev-Train bei bis zu 431km/h macht Spaß. Das U-Bahn Netz ist gut ausgebaut und sehr gut gepflegt. Klar die Züge sind teilweise über 20 Jahre alt und etwas langsamer als in Singapur, aber die Taktfrequenz ist mir 3-5min sehr gut. Auch die Auslastung ist – für eine 20 Millionen Einwohner Stadt – akzeptabel. Bisher musste ich mich nicht in den Waggon quetschen.
Das Klima ist ein weiterer Pluspunkt. Ja klar, im Sommer ist es wirklich zum Verrecken heiß – schlimmer als in Singapur, aber dafür gibt es auch die angenehme Übergangszeit im Herbst und im Winter, wo man laue Abende im Biergarten genießen kann. Auch einen Winter gibt es. Zumindest ist mir im Februar und März ziemlich die Nase abgefroren. Gestern und heute jedoch waren zwei dieser sehr angenehmen Tage hier. Es hat sogar die Sonne durch das sonst mit Smog durchzogene Himmelszelt geschienen und die Stadt in ein herrliches Licht getaucht.
In der Nähe vom Peoples Square – ich nehme mal an, das ist sowas wie der Hauptplatz – gibt es ein sogenanntes französisches Viertel. Sehr gemütliche Restaurants, edle Bars und Cafés reihen sich aneinander in alten, gut renovierten Backsteinhäusern. Wie in jeder Stadt ist dieses Viertel und das dort gebotene sehr hochpreisig. Man zahlt eben das Ambiente mit.
Zwei U-Bahn Stationen weiter Richtung Osten gelangt man zum „Bund“ – gesprochen [band]. Auf einer Seite des Flusses stehen Gebäude von europäischen und amerikanischen Architekten im Stil verschiedener Epochen aus der Zeit der Kolonialzeit. Auf der anderen Seite entstand in den letzten 15 Jahren ein Geschäftsviertel mit Hochhäusern und glänzenden, glitzernden Glasfronten. Ein Kontrast der den Atem stocken lässt. Wunderschön und erhaben.
Dort in der Nähe gibt es auch den sogenannten Hochzeitsmarkt. In Shanghai herrscht ein weiblicher Überschuss. Die Frauen sind gebildeter, ziehen in die Stadt, kommen mit hohen Ansprüchen, die sie nicht nach unten anpassen wollen und bleiben oft allein. Männer finden auch immer leichter im Landesinneren Jobs, gehen weniger häufig auf Universitäten und bleiben daher eher in Zentralchina. Zudem wandern viele Unternehmen von der Küste wieder ins Innenland um dort günstigere Arbeitskräfte zu finden und das Wirtschaftswachstum in Schwung zu halten. Begehrte Objekte für die weibliche Bevölkerung von Shanghai sind vor allem Ausländer – wir Expats eben! Warum? Gutes Gehalt, schöne Wohnung, gute Bildung und gutes Benehmen! Ja, wir Europäer sind halt schon eine gute Partie ;-).
Was passiert am Heiratsmarkt? Die ELTERN! fertigen Anzeigen an mit den wichtigsten Hardfacts. z.B. Größe, Bildung, Job, Gehalt, Mindestanforderungen des zukünftigen Partners in den gleichen Kategorien. Jemand der nicht Shanghainese ist, will auf jeden Fall einen Partner aus Shanghai, da sonst der Erwerb einer Wohnung nur sehr schwer bis unmöglich ist. Wenn jemand selbst aus Shanghai ist, spielen andere Kriterien eine wichtigere Rolle. So kann ein Mann der aus Shanghai kommt leichter eine bessere Ausbildung der Partnerin fordern. Wenn sich dann die Elternteile einig sind, dass der Partner passen könnte, wird ein „blind Date“ für die Beiden vereinbart und mit entsprechend Nachdruck das Schicksal in die Hände der Kinder gelegt. Solange die Kinder noch unter 25 Jahre alt sind mischt sich in der Regel noch niemand wirklich ein, aber wenn jemand bis dahin noch keinen Partner gefunden hat, werden die Eltern nervös und es wird eben nachgeholfen. Na bravo – das hätt ich noch gebraucht.
Wie auch immer, als Expat ist man in Shanghai im Schnitt nach 3 Monaten nicht mehr Single. Gut dass ich schon verheiratet bin.
Warum bin ich auf dieses Thema gekommen? Ach ja! Der Sohn unseres Beraters hier in China (Deutscher) wird jetzt nach Ende des Schuljahres auch nach Shanghai kommen. Internetrecherchen haben ergeben, dass es sehr viele Singles in Shanghai gibt weil die Anforderungen der Damen recht hoch sind. So trat er mit der Befürchtung an seinen Vater heran, keine Freundin in Shanghai zu finden. Nun, als 15 jähriger deutscher mit relativ wohlhabenden Eltern wird er wohl die Vorstellungen von 99% der Eltern erfüllen und sich vor Mädchen gar nicht zu retten wissen. 
Zusammengefasst ist Shanghai – bis auf die Luftqualität – eine sehr schöne, facettenreiche Stadt in der man vermutlich auch recht gut leben kann. Ob das wirklich so ist, wir uns Julia in ein paar Monaten aus eigener Erfahrung erzählen können. Sie siedelt Ende Juni von Singapur nach Shanghai. Meinen Studienkollegen Martin konnte ich leider nicht persönlich treffen, da er grad diese Woche nach Österreich geflogen ist. Aber ich werde ja nicht das letzte Mal da sein und dann versuche ich rechtzeitig zu buchen, so dass Evelin auch mitkommen kann. Es wird ihr bestimmt auch gut gefallen.

Bis bald,
Arnold

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