Saturday, May 28, 2011

Indien aus der Perspektive einer Geschäftsreise

Einen schönen guten Morgen!

Heute nun der versprochene Erfahrungsbericht aus Indien.
Vorab: Die Inder sind stolz auf ihr Land und ihre Errungenschaften. Vermutlich vor allem deshalb, weil sie nicht wissen, wie schön es an anderen Orten dieser Welt sein kann. 

59 der 100 reichsten Milliardäre kommen aus Indien!
450 Millionen Inder leben unter der Armutsgrenze!
In Mumbai leben 22 Mio. Menschen. Damit ist Mumbai der weltweit größte Ballungsraum mit mehr Einwohnern als ganz Australien!
Und Indien ist Kricket Weltmeister und 3-facher Olympiasieger.

Leider sieht man ja – wie bereits in früheren Blogs erläutert – als Geschäftsreisender nicht all zu viel. Der Flughafen in New Delhi ist zwar neu (ca. 1 Jahr alt), aber sieht schon wieder alt aus. Es ist deutlich zu erkennen, wie schlampig gearbeitet wurde. Fliesen sind uneben gelegt und haben unterschiedliche Fugenbreiten. Deshalb sind auch schon einige gebrochen. Die abgehängten Decken sind nicht ordentlich eingehängt. Metallische Abdeckungen fangen schon an zu rosten und sind teilweise einfach so hingebogen. Es gibt einfach keine Facharbeiter. Wenn du heute als gelernter Tischler, Spengler oder Fliesenleger in Indien dein Geschäft aufmachst, kannst du sehr schnell gutes Geld machen. Mitarbeiter zu finden, die gewillt sind, einen Job zu lernen ist nicht das Problem, aber sobald sie ihr Geschäft beherrschen musst du den Lohn anpassen, weil Loyalität zum Arbeitgeber unbekannt ist. Für ein paar Rupie mehr wird die Firma gewechselt. Trotzdem haben mir meine Kollegen bestätigt, dass man als Handwerker in Indien immer einen gut bezahlten Job findet oder ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen kann.

Eine weitere Auffälligkeit sind die vielen Baustellen in Delhi und Mumbai. Erdhaufen neben den Straßen, Gerüste aus Bambus um viele Gebäude, fehlende Dächer oder Pflastersteine an den Gehsteigen,… es wird einfach nichts fertig. Wenn 80% funktionieren, warum dann noch Zeit für die fehlenden 20% investieren, die vielleicht gar nicht nötig sind? Pareto par excellance könnte man denken, aber leider funktioniert es eben nicht. Es ist nichts organisiert.
Wenn zwei Fahrstreifen zur Verfügung stehen, wird zu dritt nebeneinander gefahren. Sollte einer zu Nahe kommen, wird gehupt. Ach, gehupt wird ohnehin ständig. HORN PLEASE steht an der Rückwand jeden LKWs. Verkehrsregeln gibt es zwar irgendwo niedergeschrieben, aber gelebt wird das Recht des Stärkeren. Auch ein Einsatzfahrzeug, das uns überholt hat, muss sich dieser Tatsache beugen.
Der Straßenrand ist geprägt von Müll, Abwasserkanälen und Baracken, die als notdürftige Behausungen dienen. Zwischendurch immer wieder kleine Werkstätten von Mechanikern über Ziegelpressern bis zu Schneidereien. Auch Kindergärten und Schulen sind zwischen den Baracken zu finden. Teilweise ebenso nur aus Holzplanken und Blechresten.

Die besuchten Unternehmen können trotzdem ein enormes Wachstum aufweisen. Zweistellig zumindest. Arbeitskraft steht zur Verfügung – aber nur für einfache Aufgaben. Und Kapital ist auch vorhanden. Eine spannende Aufgabe aus Vertriebssicht. Es müssen neue Ansätze entwickelt und neue Argumente gefunden werden um den Kunden für automatisierte Anlagen begeistern zu können. Letztendlich muss sich die Investition langfristig in gesteigerter Wertschöpfung und höherem Shareholder Value widerspiegeln.

Am Abend konnte ich mir dann ein kulinarisches Bild von Indien machen. Das Essen schmeckt ausgezeichnet. Umfangreiche vegetarische Küche lädt zum Probieren ein – die Einladung hab ich gerne angenommen. Nur Koriander mag ich nicht so gern – Evelin schon. Gut wars, zumindest für den Moment. Am nächsten Tag hats mir dann nicht mehr so geschmeckt. Meine Verdauung hat sich nach und nach verselbstständigt und mir ihren Willen aufgezwungen L. In diesem Moment hab ich mich gefreut, dass ich noch am Sonntag in die Apotheke bin um mich mit Immodium akut Tabletten zu versorgen, so konnte ich wenigstens im Flieger auf meinem Platz bleiben.

Das Resümee: Indien ist sehr schmutzig, man fühlt sich ständig gestresst durch Lärm, Hitze, Gerüche und Menschenmassen und es ist alles sehr chaotisch und unorganisiert. Mag sein, dass es in den Provinzen ein wenig anders zugeht – wir werden es vielleicht noch rausfinden.

Der Taj Mahal liegt 4h vom Flughafen New Delhi entfernt und kann daher nur besucht werden, wenn ich mal einen Tag in Indien dran hänge – vielleicht beim nächsten Mal.     
Diesmal war die Erfahrung nicht sonderlich positiv, trotzdem freue ich mich auf einen weiteren Besuch – vor allem weil das bedeutet, dass wir bei einem der beiden Projekte einen Schritt weiter in Richtung Auftrag gekommen sind und eventuell Evelin mitkommen kann...

Euer Arnold!

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