Ja, bald sind
wir am Ziel angelangt. Zwei Stopps liegen noch vor uns bevor wir Wien
erreichen: Warschau und Krakau. In Warschau fahren wir, begleitet von
Sonnenschein und blauen Himmel, um 8.40 Uhr ein. Es war eine kurze Nacht, da
wir von polnischen und weißrussischen Zollbeamten aus unseren bequemen
Zugbetten herausgeklopft wurden. Dementsprechend müde waren wir. Aber wer
vergeudet denn seine Zeit mit Schlafen? Nach einem kurzen Orientierungsversuch
im Inneren des Bahnhofsgebäudes – das übrigens einem Österreichischen sehr,
sehr ähnelt – entschieden wir uns, es draußen zu versuchen.
Irgendwas mussten
wir doch erkennen, schließlich waren wir ja schon mal in Warschau (im tiefsten Winter des Jahres 2008). Kaum
herausgekommen, erkannten wir auch etwas: den Kultur- und Wissenschaftspalast
in seiner vollen Pracht. Nur, irgendwie erinnert mich das Gebäude an was –
abgesehen davon, dass wir das Gebäude schon 2008 gesehen haben. An was denn
nur? Es sieht doch den Sieben Schwestern, die in Moskau zu finden sind,
ähnlich, oder etwa nicht?
Wir nutzen das Service, das wir bisher in fast keiner Stadt in der Form, wie wir es gewohnt sind, gefunden haben: Eine englischsprachige mit Stadtplänen und kleinen Stadtführern gut ausgestattete Touristeninfo. Und schon stecke ich sechs, sieben Prospekte, die einladende Namen wie „Warsaw for Weekend“, „Warschau für Wissbegierige“, „Warschau Königsweg“, „Warschau fürs Wochenende“ (zur Sicherheit auf Deutsch) und „Warschau Altstadt, Neustadt“ hatten, ein und erfrage mir das beste Frühstückslokal in der unmittelbaren Nähe. Und schon geht es los. Gestärkt suchten wir unsere Unterkunft auf, ein kleines Zimmerchen sehr zentral gelegen (http://www.booking.com/hotel/pl/the-storys-apartment-hoza-59.en.html). Ratet mal was wir als Erstes gemacht haben? Richtig, wir haben gecacht. Nur wenige Schritte von der Unterkunft entfernt, gab es schon drei Caches. Wir konnten nicht anders. Nach einem sehr guten polnischen Mittagessen ging es in die Altstadt. Am Weg fanden wir zufällig ein, zwei Caches.
Einer der
ersten Caches führte uns zum Fotoplastikon. Es ist das älteste an seinem Originalplatz
bestehende Kaiserpanorama der Welt und
anschließend ging es gleich nochmal zum Kultur- und Wissenschaftspalast. Eines
der Stadtführer lieferte uns dann auch die Antwort auf die Frage, die sich uns
beim 1. Anblick des Gebäudes aufgedrängt hat.
Das Gebäude, das höchste in
Warschau, ist ein Geschenk von Stalin, eine Gabe der sowjetischen Nation
für die Polnische. Jetzt ist alles klar, nicht wahr?
Weiter ging es zum Platz
der drei Kreuze und vorbei an den unzähligen Boutiquen und Cafés. Eine kurze Pause
legten wir beim Fryderyk-Chopin Museum ein und setzten uns auf eines der
Multimedia Bänke, die Melodien des berühmten Komponisten von sich geben.
Durch
die Querstraßen schlendernd kamen wir dann endlich zum berühmten Königsweg.
Plötzlich gab es im Reiseführer zu jedem zweiten Gebäude etwas nachzulesen. Zum
Nikolaus-Kopernikus-Denkmal, einem der bekanntesten Astronomen der ganzen Welt.
In einem polnischen Sprichwort heißt es, er hätte „die Sonne angehalten und die
Welt in Bewegung gesetzt“.
Zur Heilig-Kreuz
Basilika, in der in den Pfeilern der Kirche die Urnen von Chopin und dem
Nobelpreisträger Reymont eingemauert sind. Zur Warschauer Universität, der ältesten in Warschau und heute
bedeutendsten polnischen Hochschule. Zum Pilsudski Platz, an dem sich das Grab
des Unbekannten Soldaten und das Kreuz zum Gedenken an den Besuch des seligen
Johannes Paul II befinden. Usw.
Grab des Unbekanntes Soldaten |
Ogrod Saski - Sächsischer Garten; 1727 als erster Park in Warschau für die Öffentlichkeit geöffnet |
Und auf einmal standen wir beim Königsschloss
und der Sigmundsäule. Das Schloss wurde im zweiten Weltkrieg vollständig
zerstört und später wieder aufgebaut. Heute ist es ein Museum, das Werke von
Rembrandt und Bellotto beheimatet.
Königsschloss, Sigmundsäule |
Wir
sind bereits einige Stunden gegangen, haben einige Kilometer hinter uns
gelassen. Trotzdem wir können jetzt nicht aufhören, oder? Die Warschauer
Altstadt ist doch DIE Sehenswürdigkeit in Warschau. Etwas besonderes, wie die
Einheimischen sagen! Im zweiten Weltkrieg zu fast 90 % zerstört, wurde sie so
schön wieder aufgebaut, dass UNESCO nicht anders konnte sie in die
Welterbeliste aufzunehmen. Es ist als ob uns die Altstadt mit all den zu
bestaunenden Gebäuden und der besonderen Atmosphäre magisch anziehen würde. Wir
geben nach und schreiten durch das seitlich neben der Kathedrale stehende Tor
zum Platz der Kanoniker. In der Mitte des von Touristen wenig besuchten,
dreieckigen Platzes steht eine mächtige Erzglocke, die nie in einer Kirche
gehangen hat. Es heißt, dreimal um sie herumzugehen bringe Glück…und mache
schwindelig. :-D
Schmalste Hause in Warschau |
Außerdem befindet sich am Kanonia-Platz das schmalste Haus in
Warschau. Zum Platz hin ist es gerade so breit wie ein Fenster, zur Weichsel
hin schon wesentlich breiter (heutzutage nennt man diesen Trick
„Steuerhinterziehung). Von dort aus zieht es uns natürlich auf die andere
Seite, um das Haus von der Weichsel Seite zu betrachten und natürlich, um die
Weichsel in ihrer vollen Pracht zu bewundern. Und wir stellen fest, dass
genauer dieser Platz einst, im 18. Jh., eine Müllhalde war. Gut das davon weder
was zu sehen noch was zu riechen ist.
Hinten herum, den Touristenmengen
entfliehend, schlendern wir auf die Steintreppe zu, die angeblich auch von
charismatischen Napoleon begangen wurde. Und schon haben wir die Grenze zur
Neustadt passiert. Links von uns sehen wir die Festungsmauern, rechts von uns
erstreckt sich der Hit des Sommers: der multimediale Springbrunnenpark, wo 367
Düsen gleichzeitig ganze 30.000 Liter Wasser pro Minute spucken. Zudem werden
die Wasserstrahlen von 300 Reflektoren bunt beleuchtet und zu bestimmten Zeiten
gibt es noch als Bonus Laseranimationen. Diese bestimmten Zeiten sind Mai bis
September an allen Frei- und Samstagen. Kinder spielen mit und um die Strahlen,
Eltern genießen ein paar kinderlose Minuten
auf der Bank. Wir klettern die Treppen hinauf zu einer der ältesten
Kirchen in Warschau: Kirche Mariä Heimsuchung. Neben der Kirche findet man eine
Aussichtsterrasse, von der man dem bunten Treiben am Springbrunnpark zusehen kann.
Mariä Heimsuchung |
Fast gleich neben an steht die
St. Kasimir Kirche, die während des Warschauer Aufstandes 1944 als Krankenhaus
und Unterschlupf diente. Nur wenige Meter entfernt, befindet sich das einstige
Zentrum der Neustadt: der Neustadtmarkt. Die Neustadt war vom 14. bis zum 18.
Jh. eine selbstständige Stadt, mit eigener Verwaltung, eigener Kirche, eigenem
Rathaus. Aus der damaligen Zeit blieb nur ein Brunnen aus dem 19. Jh. stehen, der von einer Jungfrau mit Einhorn
als Wappen geschmückt ist. Von dort brachten uns unsere Beine zu einem
besonderen Ort, nämlich zum Geburtshaus der berühmten Wissenschaftlerin Maria
Sklodowska-Curie. Im Haus ist das weltweit einzige biografische Museum
untergebracht, das so manches Schmuckstück in sich birgt (z. B. die
Ledertasche, in der die Vereinigung der polnischen Frauen von Amerika ihr das
Geld für die Eröffnung eines Radiuminstituts in Polen übergab).
Auf dem Weg in
die Altstadt spazieren wir dann noch an der Paulinerkirche vorbei, an der das
kleinste Gebäude von Warschau angrenzt. Und schon sind wir an den
Festungsmauern, deren Tore in die Altstadt Einlass gewähren.
Wir schlendern am
Historischen Museum der Hauptstadt und dem Adam-Mickiewicz-Literaturmuseum
vorbei, aber stehen bleiben tun wir nicht. Irgendwie zieht es uns weiter in die Mitte, ins Zentrum, zum Altstadtmarkt
und zum Denkmal - der Warschauer Meerjungfrau. Der Altstadtmarkt hält was er
verspricht: seine Ecken und Fassaden sind die malerischsten der Stadt.
Interessant ist, dass sich seine Gestalt seit der Stadtgründung, Wende 13. zum
14. Jh., nicht verändert hat. Einst wurden hier Feste und Jahrmärkte
veranstaltet, aber auch Hinrichtungen vollstreckt. Gut, dass sich DAS aber
verändert hat. Jetzt ist er lebhaft, fröhlich, verführerisch. In der Mitte des
Platzes ragt elegant eine Meerjungfrau empor, die seit Jahrhunderten das Wappen
von Warschau ist. Was hat es mit diesen Meerjungfrauen in Warschau auf sich? Es
gibt ja noch eine direkt an der Weichsel, nicht weit vom Kopernikus
Wissenschaftszentrum. Da muss doch bestimmt eine Legende dahinter stecken! Die
Kurzversion der Legende lautet: Die Meerjungfrau wurde von einem Fischerjungen
und seinen Freunden gerettet und als Dankbarkeit versprach sie, auch sie wird
sie beschützen. Seiher verteidigt die Meerjungfrau an zwei Stellen Warschaus,
mit Schwert und Schild bewaffnet, die Einwohner der Stadt.
Nun, wir haben
bisher viel gesehen, viel gestaunt und sind vor allem viel gegangen. Wir haben
uns eine Pause verdient und suchen den Königsweg entlang ein passendes Lokal.
Das keineswegs verebbende Treiben der Stadt beobachten wir von unserem Tisch im
Restaurant Skwer aus und beschließen kurzerhand uns auch noch durch die Stadt
treiben zu lassen.
So kommt es, dass wir ungeplant noch zur Warschauer
Universitätsbibliothek, zum Kopernikus-Wissenschaftszentrum und Planetarium,
entlang der Weichsel, nochmal zum Fryderyk-Chopin-Museum und zurück zum
Kulturpalast spazieren, bevor wir ziemlich erschöpft ins Bett fallen. Ja, es
war ein ereignisreicher Tag. Auf den Nächsten!
Kopernikuszentrum bei Abenddämmerung |
Der nächste Tag
wurde mürrisch begonnen. Die Füße, die Füße taten sooo weh. Aber wieso nur? Wir
sind doch schon längere Strecken am Stück gegangen. Lasst euch eines sagen. Das
Schuhwerk, das Schuhwerk ist das um und auf für solche ausgedehnten
Stadtspaziergänge, wie wir sie gestern gemacht haben. Es hilft aber nix. Blauer
Himmel, gedämpfte, fröhliche Stimmen, schnelle Schritte, Denkmäler, sattgrüne
Parkanlagen rufen uns noch zur letzten Erkundungstour auf. Kommt und schaut uns
an, riefen sie. Viel Zeit ist nicht mehr,
am Nachmittag sitzt ihr schon im Zug nach Krakau.
Und so packen
wir unsere Rucksäcke zusammen, hieven sie auf
unsere Rücken und marschieren entschlossen zum Bahnhof, wo wir Tickets
kaufen und unser Gepäck verstauen. Gefrühstückt wird im Bank- und Finanzviertel
„Nowy Swiat“ in einem der angesagtesten Lokale der Stadt: 6/12 (http://www.612.pl/).
Und dann hieß
es, eine Bim, eine Bim-Haltestelle und eine Trafik oder einen Automaten zu
finden. In anderer Reihenfolge natürlich. Wir können die Stadt doch nicht
verlassen ohne auf (anderen) Schienen zu fahren. Unsere Ziele sind
Sapieha-Palais, Denkmal des Warschauer Aufstandes und das Oberste Gericht. Am Palis, das mal Kaserne, dann Militärkrankenhaus
war und jetzt Schul- und Erziehungszentrum für hörgeschädigte Kinder ist,
interessierten mich vordergründig die Engel-Pferdchen, vor allem das Grüne
davon.
Das Denkmal
erinnert an die Helden des Warschauer Aufstandes von 1944, die im ungleichen,
63-tägigen Kampf gegen die Besatzer für ihr Vaterland ihr Leben gaben. Das
Denkmal besteht aus zwei Teilen. Der erste zeigt Aufständische, wie sie unter
einem Brückenpfeiler hervorkommen, der zweite, wie sie in die Kanäle
verschwinden.
Das Oberste
Gericht wirkt einfach. Karyatiden, welche die Tugenden symbolisieren (Glauben,
Hoffnung und Liebe) sowie Säulen mit Sprüchen des römischen Rechts. An dieser
Stelle befand sich während des Zweiten Weltkrieges eines der Tore zum jüdischen
Ghetto.
Drei Sachen
fehlten uns noch, bevor wir uns im schönsten Park Warschaus in der Sonne aalen
konnten. Das Denkmal von Jan Kilinski, einem Schuster, der die Bevölkerung
während des Kosciuszko-Aufstands anführte und das Denkmal des Kleinen
Aufständischen, das an die heldenhaften Kinder erinnert, die während des
Warschauer Aufstandes gegen die Besatzer kämpften und die UNESCO Tafel, die
bezeugt, dass die Altstadt Weltkulturerbe ist.
Denkmal des Kleinen Aufständischen |
In der
Parkanlage Lazienki Krolweskie per U-Bahn angekommen, legten wir uns mit
Ausblick auf das Belvedere von hinten gleich mal in die Wiese und ließen die
Ruhe um uns herum auf uns wirken. Kein Mensch weit und breit. Wieso
eigentlich? Kurze Zeit später war uns
alles klar. Es ist verboten in dem Teil des Parks in der Wiese herumzuliegen!
Hauptsache wir taten es und es tat gut.
Erholt schlenderten wir durch das
Labyrinth an Wegen und Wiesen zu einem netten, schattigen Gastgarten und
genehmigten uns ein durstlöschendes Getränk. Ja, heute sind wir mehr oder
weniger gemütlich unterwegs. Aber eine Sache wäre da noch. Wir können Warschau
nicht verlassen ohne das Denkmal von Chopin zu besuchen. Im tiefsten Winter
2008 sah das Denkmal nämlich ganz anders aus.
Zufrieden mit der Ausbeute des Tages
erlaubten wir es uns zu „Fuß“ zum Bahnhof zurückzugehen. Wir machten einen
kleinen Umweg über das Regierungsviertel, auf der Suche nach dem Restaurant
Havelka. Leider vergebens. So stärkten wir uns im Zapiciek (http://www.zapiecek.eu/), einer polnischen
Restaurantkette, die polnische Köstlichkeiten wie z. B. Pierogi auftischen.
Bitte
einsteigen! Next stop: Krakow!
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