Monday, January 30, 2012

Die Insel, die mich an Vidovec erinnerte

So wie zu Pfingsten alle Grazer nach Lignano und zu Ferragosto alle Norditaliener nach Süditalien pilgern, so pilgern auch die Chinesen zu Chinese New Year. Sie pilgern in ganz Asien herum… Meistens dort, wo sehr viel los ist und wo es sehr viel zum Essen gibt. Einige Mitglieder der L.Ö.W.I.S haben festgestellt, dass Asiaten andere Vorstellungen von einem perfekten Urlaub haben, als unsereiner… Aber dazu vielleicht etwas später.

(Anmerkung der Redaktion: Die Idee zur Gruppe der L.Ö.W.I.S. wurde an einem netten Abend in unserem Stammlokal geboren. Die Buchstaben L.Ö.W.I.S. stehen für „Leiwande Österreicher wohnen in Singapur“. Bitte beachtet das Wortspiel, das zwischen L.Ö.W.I.S. und Singapur(die auch als Löwenstadt bezeichnet wird) besteht. Bernhard, ein Mitglied der Gruppe, hat sich ganz ungezwungen dazu bereiterklärt, das ganze ganz offiziell zu machen: er hat eine Gruppe auf Facebook gegründet. :-D)

Doch jetzt zu Bohol.

Diejenigen, die schon ein paar Fotos – vor allem von mir – auf der sozialen Netzwerkplattform gesehen haben, haben richtig erkannt: Sie hat es geschafft! Sie durfte einreisen!


Ja, ich bin an- und eingereist. Und zwar 14 Stunden lang! Von Haustür zum Resort. Ja, ja, in der Zeit hätten wir auch nach Österreich fliegen können. Aber, dann hätten wir diese wunderschöne Insel nie gesehen.

Bohol ist die zehntgrößte von 7107!!! Inseln auf den Philippinen. Eine wahre Ruheoase. Fern von den Touristenschwärmen, gespickt mit vielen kleinen besonderen Häppchen für kleine Entdecker wie uns.

Abgeholt wurden Arnold und ich in Tagbilaran, der Hauptstadt der Insel, und wurden sanft und sicher von unserem Fahrer Warren durch teilweise unbefestigte Straßen zum Resort Isla Hayahay chauffiert. Für 46 km brauchten wir 1 h 40 min. Unglaublich, oder? Hätten wir den Transport nicht gebucht gehabt, hätten wir das so beliebte Tricycle nehmen können. Dann wären es wahrscheinlich 3 h geworden.

(Anmerkung der Redaktion: So ein Tricycle hat ein Fassungsvermögen von 6 Personen + Fahrer. Das Gepäck kommt auf das „Dach“.)

Achtet auf die Benennung des Fahrzeugs

Im Resort angekommen, wurden wir von äußerst freundlichem Personal, zwei netten Hotelgästen und einem tollen Mittagessen begrüßt. Das Resort ist das einzige auf der kleinen Insel und wird von einem Engländer und seiner philippinischen Frau geführt. Er kümmert sich um Reservierungen, sie um die Küche und alles andere. ;-) Nein, im Ernst. Die beiden sind ein perfektes Team. Alles hat einwandfrei funktioniert… Die Zimmer, das Clubhaus, die Anlage, alles mit so viel Liebe zum Detail geschaffen. Wir fühlten uns dort fast wie zu Hause.


Die Bungalows


Die Sonnenauf- und -untergänge waren kitschig romantisch! :-)

Der erste Nachmittag wurde mal zum Erkundschaften der Anlage und zum Sonnen und Baden  genutzt. Bohol liegt nur 10° über dem Äquator und in der gleichen Zeitzone wie Singapur – jedoch deutlich weiter östlich. Daher ist es dort bereits um 18.10 Uhr stockfinster. Die lange Anreise mit wenig Schlaf und die frühe Finsternis führten dazu, dass Arnold und ich um ca. 21 Uhr schon im Bett waren. 

Am drauffolgenden Tag verwandelte sich unser Warren zum Schiffskapitän oder besser gesagt zum Matrosen und brachte uns zu den schönsten Schnorchelstellen der umliegenden Inseln. Auf dem Weg dorthin begegneten wir einer Delphin-Familie – was für eine schöne Begegnung! 

Dieses Schnorcheln war ganz anders als das Schnorcheln auf Redang. In Redang sahen wir viele verschiedenfärbige Korallen und viele farbenfrohe Fische. Auf Bohol sahen wir weniger verschiedenfärbige Korallen, dafür aber viele "unterwasserische" Tunnels und *blitzblauleuchtende* Fische, blitzblaue Seesterne, rote Seesterne mit schwarzen Spitzen.  

 Suchbild: Wo ist der Stern?

Das Mittagessen wurde am Boot serviert. :-)  Bei diesem Ausflug stellte ich auch leider fest, dass ich unter Tiefenangst leide. Bemerkt hab ich es, als ich so vor mich hin schnorchelte und plötzlich nur dunkelblaue Tiefe unter mir sah. Plötzlich ging es 90° in die Tiefe – darauf  war ich nicht vorbereitet. Das war zu viel. Panisch strampelte ich wieder zurück und tauchte auf. Luft holen. Dem Arnold ging es ähnlich, nur verglich er – nachdem er den ersten Anflug von Panik „übertaucht“ hat – die ganze Angelegenheit mit dem Fliegen bzw. dem Schweben. 



Um unsere Neugierde zu stillen, machten wir uns nach dem fast ganztägigen Schnorchelausflug auf den Weg, die Insel zu erkunden. Die Insel Hayahay ist nicht groß. Ca. drei Stunden reichen aus, um sie zu Fuß zu umrunden. Sobald wir das Resort verlassen haben, eröffnete sich uns eine neue Welt. Der erste Blick nach links versetzte mich in die Vergangenheit. Plötzlich sah ich Donji Vidovec vor ca. 70 Jahren. Natürlich hatte es bei näherem Hinsehen mit meiner Heimatgemeinde wenig gemein, dennoch war es als wären wir in einer Zeit wo andere Regeln bestanden haben, eingetaucht. 10 gezählte Autos, einige Mopeds, ein paar Tricycles und laut gespielte Musik aus den Radios und Videokemaschinen (funktioniert ähnlich wie Karaoke) sind die einzigen Artefakte aus der „Moderne“. Die Bewohner der Insel grüßen, lächeln und schreien uns etwas nach. Kinder spielen barfuss Himmel oder Hölle, sitzen auf der Straße und kichern, spielen mit zerfledderten Bällen Basketball. Ochsen, Kühe, Ziegen, Kücken, Henderln weiden neben den Straßen. Kurz gesagt, das Leben spielt sich im Freien ab. Kokos- und Bananenbäume, Kirchen und Kapellen prägen das Landschaftsbild. Kein Wunder. Bohol ist das größte Kokosanbaugebiet in den Philippinen. Die unzähligen Kirchen, die wir dann auch auf unserer Countryside Tour und unserem Mopedausflug sehen, und der starke Glaube sind Hinterlassenschaften der spanischen Kolonialherrschaft.




 
 





 


So sieht so eine Videokemaschine aus

Da wir nicht einschätzen konnten, wie lange wir unterwegs sind, haben wir kein Wasser mitgenommen. Blöd, ich weiß. Nach so viel „Spaziererfahrung“ hätten wir es besser wissen sollen… Nach ca. 1,5 h wurden wir dann aber doch durstig. An jeder Ecke gab es ein „Geschäft“, einen Greißler sozusagen. „Es“ verkaufte alles, bis auf  Wasser. Wir versuchten es dennoch bei einem dieser Läden und waren nicht schlecht überrascht, als uns ein rothaariger, großer und europäischer Mann dort begrüßte. Es stellte sich heraus, dass er mit seiner philippinischen Freundin das Haus ihrer Eltern renoviert und nebenbei auf der Insel ein eigenes Haus baut. Dort erfuhren wir auch, dass es auf der Insel 26 Weiße gibt. Da wurde uns auch klar, wem die festgebauten Häuser mit Zaun gehörten. Sonst waren die Behausungen mit schilfähnlichen getrockneten Flechten gebaut. Nachdenklich und voll mit Eindrücken schlenderten wir in das Resort zurück.


Am nächsten Tag stand die Countryside Tour am Programm. Das war der einzige Tag an dem wir andere Touristen begegneten. Die Countryside Tour hatte fünf Stopps: Chocolate Hills, die kleinsten Affen der Welt – Tarsiere, Loboc River, die älteste Kirche von Bohol und Hinagdanan Cave.

Im geographischen Zentrum der Insel liegen die "Chocolate Hills", die zu einer der größten Attraktionen der Philippinen zählen. Nach einer Legende der Einheimischen, schreibt man die Herkunft dieser  Hügel den verflossenen Tränen eines Riesen zu,  der vor Jahrhunderten dort gelebt haben soll. Wie diese jedoch tatsächlich entstanden sind, weiß keiner 100 %ig. Alles nur Vermutungen, keine eindeutigen Beweise. Eine weiteres „Gerücht“ erzählt davon, dass diese Hügel ganz, ganz, ganz früher Korallen waren und durch Korrosion und Wasser und was weiß ich was noch sich zu diesen Hügeln geformt haben.  Laut Warren sind es um 1.000 gleichförmige Hügel. Wikipedia bestätigt diese Information. Ob Warren das so gewusst hat oder eventuell auch Wikipedia gelesen hat? Der  Bewuchs aus Cogongras und niedrigem  Buschwerk, das sich gegen Ende der Trockenzeit zu einer schokobraunen Färbung verändert, gaben den „Chocolate Hills“ ihren Namen.  


Auf dem Weg zum Loboc River machten wir einen Zwischenstopp bei den kleinsten Affen der Welt – den Tarsieren. Das Einzige, was mir an den Tierchen nicht gefällt, ist der rattenähnliche Schwanz. Igitt, igitt, igitt. Sonst find dich die Tierchen entzückend. Sie sind sehr klein und eigentlich sollten sie tagsüber schlafen. Einige von ihnen halten sich wohl nicht an diese Regel…


Laut unserem Guide, nicht Warren, einem anderen, sterben die Kleinen in der Hand des Menschen – wegen dem Stress, dem sie dadurch ausgesetzt sind. Na dann, lieber nicht angreifen.
Das Mittagessen „genossen“ wir auf einer Floßfahrt auf dem Loboc River. Die Landschaft, das Grün rundherum war atemberaubend, das Essen ließ jedoch zu wünschen übrig. Deshalb würd ich von so einer Floßfahrt mit ca. 50 anderen Personen eher abraten. Ganz schön war der kleine Zwischenstopp am Fluss. Eine Gruppe Einheimischer (jung + alt) hat für uns gesungen und getanzt. Ja, ich weiß – sehr touristisch. Aber die Kleinen sind so süß gewesen. Da gibt man leichten Herzens was her… 




Gestärkt oder auch nicht ging es dann weiter zur ältesten Kirche der Insel im Dorf Bacalyon. Eine wirklich sehr alt aussehende, barocke Kirche, die sogar mal von Papst Johannes II besucht wurde. Hier wurde uns wieder mal vor Augen geführt, wie religiös dieses Volk ist. In allem sehen sie etwas Heiliges...
 "Padre Pio"
 

Das Schlusslicht unserer Countryside Tour bildete die Hinagdanan Cave. Eine Höhle mit einem See, dessen Wasser Wunder wirken soll. Na dann, wirke Wunder liebes heiliges Wasser!



An einem Tag trauten wir uns sogar auf ein Moped. Dinge und Orte, die wir noch penibler inspizieren wollten, wurden dann damit noch aufgesucht. Leider kam es zu einem kleinen Unfall mit Todesopfer. Ein Bienchen ist gestorben, nachdem sie Arnold einen Stich versetzt hat. Arme Biene!


 


Das und noch vieles haben wir in diesen sechs Tagen an Eindrücken gewonnen. Es war genauso wie wir es am liebsten haben: Erholsam mit etwas Spannung und Spaß. Die Heimreise dauert dann nur noch 10 Stunden. Aber dafür flog ich alleine. Arnold verweilte zwei Tage mehr in Manila.

So, geschafft! Hong Kong und Bohol in einem Tag… Viel Spaß beim Lesen! Bei Fragen steht euch die Redaktion jederzeit zur Verfügung.
;-)

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