Monday, December 17, 2012

Kindergarten und Weihnachten in den Tropen, die II.

Gut, ich erzähl’s euch jetzt. Abwarten brauch ich nicht mehr. Mein Bild ist nämlich schon fast fertig. Wollt zunächst noch warten, bis es ganz, ganz fertig ist, aber wenn ich ganz ehrlich bin, wird sich am Bild nicht mehr viel ändern.  


Ihr kennt euch grad net aus? Wisst nicht wovon ich spreche? Entschuldigt, ich spreche von meinem Start ins Berufsleben, von meiner Arbeit im Kindergarten. Arbeitsbeginn war der 19.11., noch während unsere Freunde Eva und Klaus zu Besuch waren. Gut, der erste Tag war, wie erste Tage halt sind. Nämlich aufregend. Sowohl für die Kinder und meine Kolleginnen als auch für mich. Ihr müsst nämlich wissen, es ist ein lokaler Kindergarten, tief in einem lokalen Wohngebiet liegend. Weit und breit keine ang mohs, wie sie uns liebevoll nennen. Die „große“, grau-grün-blauäugige Evi – bei der Augenfarbe sind sie sich noch nicht einig - inmitten von malaysischen, chinesischen, indischen singapurischen Kindern/Kolleginnen. 

Die ersten Tage kam ich mir vor wie ein neuer Kontinent, der von kleinen (und großen) Seefahrern entdeckt, vermessen und kartografiert wird. Dieser Prozess erstreckte sich über mehrere Tage hinweg. Es folgte die Inbesitznahme…nun gehöre ich ihnen. Mit Haut und Haar (und sie mir, nur dass sie das noch nicht wissen). 


Wer sind diese Seefahrer, die mich seit 19.11. im Griff haben? Also die Meute nennt sich Appleland Montessori Childcare Centre und zählt ca. 90 Mitglieder: acht Kolleginnen, fünf Kindergruppen im Alter von zwei bis sechs Jahren (Gruppen sind aufgeteilt in Toddler, Nursery 1, Nursery 2, Kindergarten 1 und Kindergarten 2), eine Köchin, eine Reinigungsdame und zwei Chefs. Zum Dienst antreten tue ich täglich von 9 bis 13 Uhr und falls ich keine anderen Verpflichtungen habe, bleibe ich zum Mittagessen, das frisch von Auntie Jillian zubereitet wird. Das Menü variiert von Tag zu Tag. Mal gibt es Reis mit Gemüse und Fleisch, dann gebratenen Reis mit Ei und Gemüse, mal Nudeln mit Gemüse und Fleisch, dann wieder Porridge in allen Variationen usw. Ihr dürft drei Mal raten welcher Herkunft sie ist? :-)
 

In meinem Dienstplan steht, ich soll den Kindern Englisch beibringen, was ich mittels Spiele, Lieder und Bücher auch versuche. Ihre Lieblingsbeschäftigung ist jedoch „Kuscheln“ (nicht nur mit mir). Sobald ich in die Einrichtung komme, stürmen mindestens zehn Kinder zu mir und umarmen meine Beine. Wenn ich mich dann mal hinsetzte, hängen sie sich mir um den Hals oder setzen sich mir in den Schoß. Bin ich dann mit der Begrüßung jedes Einzelnen fertig, widme ich mich meinem Liebling: Boxu [Boschi]. Boxu ist ein 4 ½ jähriger chinesischer Bub, der geistig behindert ist und mein Herz innerhalb von wenigen Tagen erobert hat. Sobald er in den Kindergarten kommt, schweift sein Blick suchend durch die Räumlichkeiten. Das ist mein Zeichen. Ich geh zu ihm, nimm ihn an der Hand und geh mit ihm zu seinem Korb, wo er seine Sachen abstellt. Und dann wird von meinem Schoß aus gesungen, bis sich die Gruppen aufteilen und in ihre Klassenräume gehen. 


Gegen 9.30 Uhr geht dann der "Unterricht" los. Ich wandere von Gruppe zu Gruppe und versuche mir mittels verschiedener Tricks ihre Namen zu merken. Ja, ja, richtig gelesen. Ich kann immer noch nicht alle! Die, die einen englischen Namen haben – kein Problem. Die hatte ich innerhalb von wenigen Tagen heraus. Aber die, die einen rein chinesischen Namen tragen – vergiss es. Vor allem weil die Namen ganz anders ausgesprochen als geschrieben werden. Siehe Boxu alias Boschi. Von 11.30 bis 12.00 Uhr helfe ich den ganz Kleinen und N1 beim Duschen. Denn von 12 bis 15 Uhr heißt es für sie „Bettruhe“. Von 12 bis 13 Uhr beschäftige ich mich dann mit der größten Gruppe, den K1. Die Gruppe wird geteilt, weil es sonst zu viele Kinder wären, mit denen ich „fertig“ werden müsste. 


Beim Mittagessen, sofern ich bleibe, lerne ich meine Kolleginnen von Mal zu Mal besser kennen, und sie natürlich mich. Das Betreuerinnen-Pädagoginnen Team besteht aus vier Chinesinnen und vier Malaysierinnen. Auf mein Drängen hin versuchen sie mir vieles über ihre Kultur und Sprache zu vermitteln. Ich glaub, dass taugt ihnen… Es wird gekuddert was das Zeug hält…versteht sich von selbst, dass sie mir auch viel Blödsinn beibringen und sich totlachen, wenn ich das eine oder andere Wort falsch ausspreche (was ja fast niiieee vorkommt). Ja, so is es. Verlassen tu ich das Schiff mit vielen Ohrwürmen in meinem Kopf. Meine Favoriten teile ich hier mit euch... 
(Arnold bekommt täglich eine Live-Aufführung) :-D
 
B I N G O
There was a farmer who had a dog,
And Bingo was his name-o.
B-I-N-G-O
B-I-N-G-O
B-I-N-G-O
And Bingo was his name-o.

There was a farmer who had a dog,
And Bingo was his name-o.
(clap)-I-N-G-O
(clap)-I-N-G-O
(clap)-I-N-G-O
And Bingo was his name-o.



Row, Row, Row Your Boat
Row, row, row your boat,
Gently down the stream.
Merrily, merrily, merrily, merrily,
Life is but a dream.



The Wheels on the Bus
The wheels on the bus go round and round
Round and round, round and round
The wheels on the bus go round and round
All through the town.
(Roll hands over each other)
The wipers on the bus go "Swish, swish, swish,
Swish, swish, swish, swish, swish, swish"
The wipers on the bus go "Swish, swish, swish"
All through the town.
(Put arms together in front of you and'swish' like windshield wipers)



Bevor ich jedoch in den singapurischen Berufsalltag eingestiegen bin, hatten wir noch Besuch von Arnolds supercoolen Tante Silvia und Cousine Sabrina. Aus dieser einen Woche haben wir wirklich das Maximum herausgeholt und Sachen gemacht, die auch für uns neu waren. (Ihr wisst ja, wir sind stehst darum bemüht auch uns was Neues zu bieten). Zum Beispiel war Arnold zum alleraller ersten Mal im singapurischen Meer baden und das zweite Mal in Little India. Ich zum Beispiel war zum alleraller ersten Mal geglückt im Ku Dé Ta (die Bar auf dem Hotel Marina Bay Sands). Hab es davor zwei Mal versucht, bin allerdings an der Masse in der Bar gescheitert. Beide haben wir zum alleraller ersten Mal die Lasershow von der richtigen Seite aus angeschaut (und waren begeistert) sowie zum ersten Mal Shisha geraucht. 

 Sentosa - Tanjong Beach

 Sentosa - Tanjong Beach

 Ku Dé Ta

 Lasershow


 Shisha rauchen @Arab Street

Nachdem Silvia und Sabrina abgereist waren, fand zum vierten Mal unser Kochevent, diesmal Männer für Frauen, statt. Das Menü stand unter dem Motto „Alles vom Grill“: Wassermelonen, Bananen mit Schoko und natürlich Fleisch. Der Abend war - wie immer - sehr gelungen… Die Gerichte nur zum Weiterempfehlen. 



 


Eva und Klaus haben knapp das Dinner verpasst und mussten mit Restln vorlieb nehmen. Auch mit ihnen erlebte Arnold ein, zwei erste Male: das erste Mal Wet Market im Chinatown, das erste Mal Buddha Tooth Relic Temple, das erste Mal Aufstieg auf das Gebäude Pinnacle (schöner 4-Himmelsrichtungen-Ausblick) und das erste Mal Essen im ältesten Food Court der Stadt, Lau Pa Sat. Wie ihr seht bzw. lest, gibt es sogar nach zwei Jahren intensiven Erkundungstouren immer noch Gebäude, Objekte, Plätze, die wir noch nicht gesehen haben. Nun liegt es an uns noch die verbliebene Zeit dafür zu nutzen den Rest zu machen… Ein, zwei Caches stehen auch noch auf unserer Was-ist-noch-zu-tun Liste. 

Wet Market im Chinatown

 Pinnacle @Duxton


Relativ spontan fand dann auch noch das fünfte Kochevent statt, wo die Mälds für die Burschen gekocht haben. Das Thema des Menüs: Tierisch gut…. 

Raupe auf Blattsalat

Basilikumrolle mit Lachs und Frischkäse

Gartenteich mit Goldfisch
Zwiebelsuppe mit Weißbrot und Schmelzkäse


Schnecke im Tomatenbeet
Putenroulade mit Datteln und Tomaten auf Bulgur-Beet


Schmetterling

Palatschinken mit Vanilleeis und Früchten


Ach ja, da ist noch was. Bei strahlendem Sonnenschein vormittags und Regen nachmittags und Temperaturen über 26 Grad hätt ich beinahe vergessen, unsere diesjährigen Vorbereitungen auf Weihnachten zu erwähnen. Es gab/gibt sie, zwar im kleinen Rahmen, aber immerhin. Mit Lebkuchengewürz aus Österreich ausgestattet, wurden am 2. Adventssonntag Kekse gebacken/gegessen und Glühwein getrunken. Sowohl der Glühwein als auch die Kekse sind – ohne zu übertreiben -  HERVORRAGEND geworden. Verkochten wurden drei Liter Wein, mit einem Haufen Zimtstangen, Sternanis, Nelken, Orangen und Weihnachtstee vom Ikea. Die Klimaanlage arbeitete auf Hochtouren…





Falls ihr euch jetzt fragt, wieso wir uns das Lebkuchengewürz aus der Heimat mitgenommen haben, wo doch die Zutaten allesamt aus den Tropen stammen, lasst euch sagen: wir haben uns die Frage auch gestellt. Viel zu spät ist uns klar geworden, dass wir all die Gewürze auch hier bekommen hätten. Ganz frisch sogar… 


Trotz der Kekse, dem Weihnachtsduft, dem Spaziergang durch die Orchard Road, die vom Anfang bis zum Ende beleuchtet und mit teils wunderschönen Weihnachtsbäumen geschmückt ist, trotz der Weihnachtslieder und des Besuchs der deutschen Messe kommen wir nicht in "wahre" Weihnachtsstimmung. Wir träumen halt "of a white christmas" mit euch. ;-)

 Ngee Ann City @Orchard Road


 Adventskranz in der deutschen Kirche

 Kreative, dem Klima angepasste, Weihnachtsbäume...

 ...@Botanical Gardens


Ganz unter dem Motto „Wir machen Weihnachten in den Tropen zum Erlebnis“ verbringen wir die Feiertage auf Bali. In dem Sinne wünschen wir euch allen:



Freue Weihnachten und ein frohes neues Jahr!



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