(Info vorab: Wir sind gerade in Xi’an und haben weder Zugriff auf Facebook noch auf unsere Blogseite. Vici war so nett den Blogeintrag – ohne Fotos – online zu stellen).
Wieder sitzen wir im Zug. Diesmal von
Kunming nach Chengdu. Mittlerweile die 3. Nacht in Folge unterwegs –
aber dazu kommen wir noch später.
Da Nang wird uns als Miami Beach von
Asien in Erinnerung bleiben. Endlos langer Sandstrand, von Palmen
gesäumt und mit Menschen übersät. Die Zugfahrt dort hin und die
Nacht im Schlafwagen waren unverhofft angenehm. Unser Abteil mit 4
Betten teilten wir mit 2 Vietnamesen, die kein Englisch sprachen –
Zeichensprache geht immer, nicht wahr? Das Zugticket haben wir ja
schon von meinem Kollegen bekommen. Ca. 40 Euro kostet die Strecke
pro Person bis Da Nang und nochmal so viel weiter nach Hanoi.
Frühstück gab es dann gleich im Zug –
in Speisewagen, leider genau am anderen Ende des Zuges. D.h. wir
durften mal durch 9 Waggons wandern, bis wir in der verrauchten
Restaurant-Kabine angekommen waren. Dort gab es gleich mal ein paar
Diskussionen und verwunderte Blicke, was den die zwei Weißen hier
wollen und wo sie sich wohl hinsetzen werden? Dann traditionelle Phó
Nudel Suppe mit Rindfleisch für Arnold und ein knuspriges Baguette
für Evelin – samt Ca Phé Sú Da (vietnamesischer Kaffee mit
Kondensmilch und Eis).
Zuerst überlegten wir noch, den
Aufenthalt zu maximieren und einen kurzen Trip nach Hoi An zu machen,
aber nachdem wir ein paar Minuten über den traumhaften Sandstrand
gewandert sind und ein Bierchen genossen hatten, stand die
Entscheidung fest, den kommenden Tag zu relaxen und am Strand zu
bleiben. Am Abend war dort richtig viel los. Als ob jeder nach der
Arbeit noch zum Strand kommt um dort zu baden, zu spielen oder zu
essen. Fast jeder kommt per Moped – DAS Transportmittel in Vietnam.
Warum so viele Leute Socken mit FlipFlops tragen, eröffnete sich uns
auch am nächsten Tag, als wir uns fast die Zecherln verbrannten
während wir zum kühlenden Meer über den Strand hetzten.
Leider ging es schon am frühen
Nachmittag über eine malerische Zugstrecke weiter nach Hanoi. Wieder
über Nacht, wieder im Schlafwagen, wieder mit Vietnamesen. Eine
Gruppe Weiße Reisende gab es diesmal auch – einen Waggon weiter.
Die machen eine Radreise in Vietnam. Ein Pärchen ist sogar ein
ganzes Jahr in Asien unterwegs, dem Buddhismus auf der Spur. Man
trifft viele interessante Leute auf einer Reise…
Für Hanoi war ein Ausflug an die
Halong Bay mit Übernachtung auf einer „Dschunke“ geplant. Die
Organisation klappt hervorragend. Jeder in Vietnam scheint mit
irgendwas sein eigenes Geschäft zu haben. Jede noch so kleine
Tätigkeit wird von jemandem gemacht, der damit sein Geld verdient.
Ich würde sagen, es ist die pure Dienstleistungs-Gesellschaft.
Extrem serviceorientiert. Extrem freundlich. Extrem schön. Ja, wir
lieben Vietnam – wenn sich Hanoi auch nicht gleich von der besten
Seite gezeigt hat, so haben die Regenfälle zum Richtigen Zeitpunkt
aufgehört, so dass wir nach dem Besuch des Water Puppet Theater auch
mehr oder weniger trocken zurück in unser wunderbares, kleines Hotel
Hanoi City Palace zurückkehren konnten.
Über die nächsten beiden Tage in
Halong Bay lassen wir die Bilder sprechen, die wir - sobald wir in
Moskau sind – online stellen werden.
Wie ihr sehen werdet, ist es nicht
einfach eine wunderschöne Bucht, nein – es ist eine ganze
Insellandschaft mit 1969 zum Teil bizarren Inseln aus Kalkstein, von
denen mehrere im Inneren eindrucksvolle Höhlen haben die über
Millionen von Jahren entstanden sind.
Am Schiff haben sich gleich eine Gruppe
Singapurer zu uns gesellt, mit denen wir am Abend – was sonst –
Karaoke gesungen haben. Ja, es war ein lustiger Abend.
Zurück in Hanoi haben wir – diesmal
bei Sonnenschein – noch eine Runde um den See gedreht und die
Kathedrale bestaunt, bevor wir uns wieder zusammenpacken und zum
Bahnhof aufmachen mussten – in strömendem Regen. Wieder eine Nacht
im Zug, wieder mit Vietnamesen. Ab geht’s nach Sapa.
Um 5 Uhr in der Früh sind wir in Lao
Cai und werden per Minibus auf ca. 1,600m Höhe gekarrt wo die
H’mong, eine Vietnamesische Minderheitengruppe noch ganz
traditionell lebt und auf malerischen Terrassen-Feldern Reis und Mais
anbaut. Reis für die Menschen, Mais für die Tiere. Auch hier spielt
sich das Leben auf den Straßen und Feldern ab. Eingekauft wird auf
Märkten – alles von Fleisch und Gemüse bis Plastik-Geschirr und
Kleidern sowie Seidenwürmer und Hundefleisch. Nachdem wir durch den
lokalen Markt geschlendert sind, ging unsere Wanderung gemeinsam mit
unserem Führer Eddie und zwei H’Mong Frauen los. Wir durften
eintauchen in die Reis-Terrassen und zusehen wie die Reis-Pflänzchen
händisch in den Gatsch gesteckt werden, wie die Felder mit
Wasserbüffeln gepflügt und so die Erde aufgelockert wird, wie schon
von klein auf mit der Arbeit am Feld begonnen wird. Trotz der harten
Arbeit und der geringen Früchte die sie trägt, machen die Bewohner
einen zufriedenen Eindruck. Man lebt hauptsächlich vom Tourismus.
Die Landwirtschaft deckt den Eigenbedarf. Mit 3-4 Ernten pro Jahr die
in Thailand oder auch in anderen Teilen von Vietnam möglich sind,
kann man auf dieser Höhe nicht wirtschaftlich mithalten. Klar, dass
wir mit unseren Einkäufen die lokale Wirtschaft ankurbeln. Die
H’Mong Ladies freuen sich und Evelin auch ;-).
Nach einer kurzen Dusche im Hotel
Casablanca :D, fahren wir zur chinesischen Grenze. Um 17:30 sind wir
dort. Sollen wir noch Geld wechseln?
Und genau hier sind wir an einer Stelle
angelangt, über die wir jetzt durchaus lachen können. Bis
zu dem Zeitpunkt hat ja, wie ihr wisst, alles super geklappt. Keine
Fauxpas, keine Probleme, keine Sorgen…alles hat einwandfrei
funktioniert. Es war nur eine Frage der Zeit bis uns ein kleiner
Fehler unterläuft, ein Kleinigkeit, die wir bei unserer Planung
nicht berücksichtigt haben und uns einige Schweißperlen und
Adrenalinschübe beschert. Genau in dem Moment in dem wir über die
chinesische Grenze gehen, wird es uns klar.
Folgendes ist geschehen:
Eddie, unser Guide, sagte uns, der Bus,
der uns zur Grenze fahren sollte, wird um 16 Uhr da sein. 16.10,
16.20, 16.30 Uhr – kein Bus weit und breit. Eddie selbst wird
nervös. 16.35 Uhr - der Bus ist da und voll. Wir quetschen uns in
die hinterste Reihe und genießen die vietnamesische Popmusik auf
höchster Lautstärke. Wir sind die letzten die aussteigen. Ganz
gelassen und relaxt wird über die vietnamesische Grenze gegangen,
wir machen Fotos. Es ist ja noch Zeit. Der Bus geht ja erst um 19.30
Uhr und der Busbahnhof ist „nur“ 500 Meter von der Grenze
entfernt. „Arnold, bleib stehen“. Noch ein Foto. Und so schreiten
wir gemächlich auf der Brücke (Autos haben einen anderen Übergang)
auf die chinesische Grenze zu. Ich traue mich zu behaupten, dass wir
wohl die einzigen Europäer waren, die diesen Grenzübergang
überqueren, so wie sie uns alle anschauen. In meinen Händen trage
ich unser Abendessen: Hendl-Sandwich und einen Apfel. Die erste
Zollbeamte, die als erste aus dem Schock erwacht, macht sich mich
darauf aufmerksam, dass ich den Apfel nicht nach China bringen kann
und konfisziert ihn. Ich überreiche meinen Pass den anderen
Zollbeamten, der es einfach nicht und nicht begreifen kann…Hrvatska?
Croatia? Sind das zwei Länder? Meinen biometrischen Pass bzw. die
erste Seite mit dem Bild wird gefühlte fünf Minuten angestarrt. Es
kommt mir vor als würde er diese erste Seite hypnotisieren wollen,
als würde er damit die Antworten auf all seine Fragen bekommen. Mit
einem Ohr lausche ich der Unterhaltung zwischen Arnold und einem
anderen Beamten und zapple ein wenig nervös vor mich hin, da sich
hinter uns schon eine beachtlich lange Schlange gebildet hat.
Verdammt doch noch einmal. Hau mir doch endlich einen Stempel rein.
Ach ja, nur Arnolds Beamter kein ein wenig Englisch. Sehr nett, der
Mann. Sehr interessiert. „Was?“, sagt er. Ihr wollt nach
Kunming? Ja, wir wollen nach Kunming, mit dem Bus der nur 500 m von
der Grenze entfernt ist. Der chinesische, englisch sprechende
Beamte zieht ein Gesicht und schaut beklemmt auf die Uhr. Ähm,
ihr wisst aber schon, dass es bereits fünft vor 19 Uhr ist, oder?
Mein Beamter hat mir immer noch keinen Stempel gegeben. Arnold wird
leicht rot und angespannt. Nein, das wissen wir nicht. Es ist doch
erst fünf vor 18 Uhr. Ähm, nein. Und ja, der Schlafbus nach Kunming
ist fünf Kilometer von hier entfernt. Der Stempelbeamte lässt
sich – obwohl er von seinen Kollegen alles übersetzt bekam und
sah, dass wir etwas nervös wurden – noch mehr Zeit. Auch Arnolds
Pass wird von allen Seiten bestaunt. Haben wir schon erwähnt, dass
wir noch kein chinesisches Geld haben?
19.20 Uhr. Wir sind am Busbahnhof.
Arnold rennt wie von der Tarantel gestochen um den Bahnhof herum, um
einen Bankomat zu finden. Vergeblich. Der Taxifahrer steckt sich den
US$ 5,--Schein missbilligend ein (er weiß ‚noch‘ nicht, dass es
dreimal so viel ist, wie am Taximeter steht), und fährt davon. Am
Kartenschalter versteht man mich nicht. Sie nehmen keine
Kreditkarten. Ich sehe uns schon in diesem Kaff nächtigen. Aber
da…Halleluja…ein Engel, namens John (er lässt uns ihn so nennen)
kommt auf uns zugelaufen und fragt, ob er behilflich sein kann. Auf
Englisch. Oh ja, und wie du kannst. Ca. fünf Frauen in einer
Laustärke von 80 dz reden auf uns ein. Wir können mitfahren. Wir
können ihr, wer auch immer sie ist, Dollarnoten im Wert von 60 US$
als Pfand geben und wenn wir in Kunming sind, bekommen wir es zurück
sofern wir ihr 150 Yen/Person geben. Himmel sei Dank. Wir sitzen
verschnauft und verschwitzt im Schlafbus. Und warten was mit uns
geschieht. Denn, Betten haben wir noch nicht zugewiesen bekommen. Oh,
ihr wisst nicht was ein Schlafbus ist? Ich wusste es bis zu diesem
Zeitpunkt auch nicht. Etwas voll Geniales. Wirklich. Auf drei Reihen
uns zwei Stücken verteilte, gemütliche Betten. Fotos wird es dann
im Nachhinein geben. Nach einer 30-minütigen Fahrt in angespannter
Sitzhaltung bekommen wir zwei Betten im oberen Stock zugewiesen.
Endlich. Wir hatten echt das Glück auf unserer Seite und für den
Moment sind wir nur froh, dass wir es auf den Bus geschafft haben.
Wie es in Kunming weitergehen soll, lassen wir Sorge für morgen
sein.
Schlafen kann ich aber nicht. Nicht
weil es nicht gemütlich wäre, nein. Es ist zu aufregend. In einem
Bett zu liegen und in einem Bus zu fahren und dabei den Vollmond und
Sterne zu sehen. Die Silhouette von den Bergen kann man erkennen.
Magisch…
In Kunming angekommen, geht der Spaß
von vorne los. Wir sind am Busbahnhof, um uns Menschen, die uns nicht
verstehen. Links von uns gibt es eine U-Bahn, rechts von uns fahren
Stadtbusse weg. Pläne, Schilder…alles auf Chinesisch. Aber wie
kommen wir bloß zum Hauptbahnhof? Um 9.21 Uhr müssen wir dort sein,
sonst fährt uns der Zug nach Chengdu, dem(ersten) eigentlichen Ziel
in China, davon. Wir machen uns auf dem Weg zur U-Bahn. Irgendwie
wird es doch möglich sein es alleine zum Hauptbahnhof zu schaffen.
(Obwohl die Aussichten auf dieses Erfolgserlebnis eher schlecht
stehen). Wie auch immer…wir marschieren und da kommt er auf uns zu.
Unser Engel. Unser John. Zufall? Wohl nicht, findet ihr nicht? Er hat
nichts zu tun, meint er. Er will uns zum Bahnhof begleiten und das
tut er auch. Um 2 Yuan pro Person fahren wir zum Bahnhof, wo wir im
taiwanesischen McDonalds-Verschnitt namens dico´s frühstücken.
Versteht sich von selbst, dass wir unseren John einladen. Was anderes
will er nicht annehmen (Arnold war ihm so dankbar, dass er sogar
bereit gewesen wäre ihm 100 Yuan zu geben). Alles gut, Ende gut. Um
9.21 Uhr sitzen wir glücklich und zufrieden im Zug, der uns nach den
Zügen in Vietnam wie erste Klasse vorkommt. Vorhänge, schöner
Teppich, schöne WC´s, nette, bemühte Menschen um uns herum. Wir
teilen unser 4-er Abteil mit einem Chinesen, der sich freut mit uns
seine Englischkenntnisse aufzubessern. Sehr nett. Alle, auch die
Zugbegleiter, Kellner und Köche, waren ihm dankbar, da er hin und
wieder als Dolmetscher herangezogen wurde. Ja, sogar dann, als er im
Tiefschlaf war, wurde er von einer Kellnerin aufgeweckt, damit sie
uns unser gewünschtes Abendessen zubereiten konnten. Die Fahrt nach
Chengdu dauerte lange, sehr lange. Aber wir gingen wieder unserer
Lieblingsbeschäftigung nach: ins Narrenkastl schauen. Und die
Bilder, die sich uns zeigten, waren atemberaubend. Blitzblauer
Himmel, malerische Landschaften mit Bergen und Reisfeldern. Unzählige
Tunnels und Brücken und gelegentlich entgegenkommende Züge mit 60
Waggons zum Transportieren von Kohle. Bis in die Nacht starrte
zumindest einer von uns aus dem Fenster…
Auch wenn wir immer noch Vorurteile
„ihnen“ gegenüber hatten, wurden sie spätestens in Chengdu
revidiert. Unglaublich wie nett und hilfsbereit sie sind. Bewusst war
uns das nicht und wir fragten uns, würden wird dasselbe für
Touristen in Graz tun? Nach dieser Reise auf jeden Fall. Ich rede
davon, wie der Taxifahrer, der uns zum Hotel bringen sollte, sein
Auto geparkt hat (obwohl wir schon bezahlt haben) und mit uns das
Hotel suchen gegangen ist. Mit Hilfe der Angestellten des
nächstgelegenen Hotels haben wir es dann geschafft, den (einzigen?)
Mitarbeiter des Apartment-Hotels wach zu klingeln und doch noch
einzuchecken. Den Rest des Tages beschäftigten wir uns damit
Geocaches zu suchen. Dabei stellten wir fest, dass Chengdu eine enorm
wachsende Stadt ist, wo der wirtschaftliche Aufschwung an jeder Ecke
zu spüren ist. Ja, es wird viel gebaut – trotzdem ist die Stadt
organisiert und sauber. Es wird in jeder Straße gekehrt und der
Dreck weggeräumt. Die Flüsse sind gesäumt von wunderbaren
Promenaden und es entstehen ansprechende Restaurant- und Barareale.
Ja und dann gibt’s da noch die Giant
Panda Breeding Station, Evelins Highlight auf der Reise, eine
Forschungseinrichtung die sich dem Erhalt der ausstrebenden
Riesen-Pandabären verschrieben hat und seit einigen Jahrzehnten
erfolgreich knapp 100 Pandas gezüchtet hat. Derzeit leben 86 Pandas
verschiedenen Alters in den großzügig angelegten Gehegen und
genießen die professionelle Hege und Pflege der Experten. Hautnah
kann man die entzückenden Tiere erleben und wir mussten mehr als nur
ein paar dutzend Fotos machen. Fotos gibt’s – wie gesagt – in
Moskau.
Für die Fahrt nach Xi’an müssen wir
uns mit Tickets für die Hard Sleeper zufrieden geben. Das heißt
nicht, dass die Betten nicht gepolstert sind, nein es ist nur die
2.Klasse im Liegewagen mit offenen Buchten zu je 6 Betten auf 2 x 3
Ebenen.
Warum nicht 1. Klasse? Uns geht das
Geld aus, ihr Lieben… nein, es hat nur einen Waggon 1. Klasse
gegeben und der war schon ausgebucht. 800km in 15h. Nicht sooo
schnell. Aber morgen zischen wir dann in 10h die 1,500km von Xi’an
nach Shanghai. Was so ein Ticket kostet? 338 Yuan, etwas über 40
Euro.
Morgen schauen wir uns Arnolds
Highlight an: die Terracotta Army.
Den nächsten Bericht gibt es
voraussichtlich aus Moskau…
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